Die Geigerin Esther Yoo hat ihre drei persönlichen prägenden Ausgangspunkte für diese Aufnahme zusammengebracht. Das sind ihre koreanische Abstammung, ihre Jugend in den USA und die große musikhistorische Tradition Europas. Gleichzeitig ist es ihre erste Einspielung mit Vasily Petrenko und Royal Philharmonic Orchestra, die damit auch deren erste dauerhafte Dokumentation auf ihrem noch jungen gemeinsamen Weg vorlegen.
Die Konzerte von Barber und Bruch verbindet, dass beide diese Konzerte in ihren Zwanzigern schrieben und dabei jugendliche Energie mit kompositorischer Reife kombinieren konnten. Mit ihren 28 Jahren fühlt sich die Solistin dem nahe. Beide Werke verbindet auch die ausgeprägte melodische Gestaltung, die Trends moderner kompositorischer Richtungen aus dem Wege ging.
Beim Konzert von Bruch gehen die Aufnehmenden diesen melodiösen Weg und zeigen das Werk in einer Artikulation, die frei von Attitude, sei sie virtuos oder auftrumpfend, ist. Die Musik fließt in eloquenter Gestaltung und erzeugt einfach eine Hörgenusswelt. Das bietet eine deutlich andere Herangehensweise als sehr viele andere Einspielungen des so bekannten Werkes und ist deswegen hörenswert. Ebenfalls einen eigenen Akzent setzt Yoo mit dem von Bruch für Joseph Joachim geschriebenen Adagio appassionato. Dieses selten gespielte Stück hat Bruch für eines seiner besten Werke gehalten. In den gut zehn Minuten Dauer zeigt Yoo ebenso ungekünstelt den gravitätischen Charakter im symphonischen Konzept.
Das Violinkonzert von Samuel Barber ist da anderen Charakters. Mit dem an die Sonatenform gebundenen ersten und dem rhapsodisch geprägten zweiten, zeigt es bis zum wirkungsvollen Perpetuum mobile im dritten Satz klassische Gestaltungsmerkmale für ein violinistisch zündendes Feuerwerk. Dass Esther Yoo auch diese Seite geschickt zu bedienen weiß, ohne plakativ langweilig aufzutrumpfen, zeigt, welche Reife sie erreicht hat. Noch eine Seite bietet sie mit Henri Vieuxtemps’ Souvenir d’Amerique, bei dem der europäische Komponist das amerikanische Volkslied ihrer Kindheit vertont. Hier nun überwiegt die bühnenpräsente Schauseite der Interpretation. Doch fügt sie sie nicht als billiges Anhängsel an, sondern gibt ihr einen eigenen Charakter mit verspielt humoristischem Flair.
Das Royal Philharmonic Orchestra und Vasily Petrenko gehen bei Bruch in angemessen feinsinniger Weise den interpretatorischen Weg der Solistin mit und legen ihr so einen Seidenteppich auf den Weg, den sie beschreiten kann. Bei Barber ist ist das Orchester deutlicher in den eigenen Ausdruckswerten wahrzunehmen, was auch erforderlich ist. Hier sind deutlich kollektivbetonte Momente komponiert, die nach geradezu nach einem Ausbruch lechzen, der dann auch bedient wird. Hier hätte man sich noch mehr strukturell filigrane Präsenz vorstellen können.
Violinist Esther Yoo has brought together her three personal starting points for this recording. These are her Korean ancestry, her youth in the U.S. and the great music-historical tradition of Europe. At the same time, this is her first recording with Vasily Petrenko and Royal Philharmonic Orchestra, and it also marks their first lasting documentation on their fledgling journey together.
What Barber and Bruch’s concertos have in common is that both wrote them in their twenties, combining youthful energy with compositional maturity. At 28, the soloist feels close to that. Both works also share a distinctive melodic design that avoided trends in modern compositional directions.
In Bruch’s concerto, the recorders follow this melodic path, presenting the work in an articulation that is free of attitude, whether virtuosic or showy. The music flows in eloquent design and simply creates a listening delight. This offers a distinctly different approach than very many other recordings of the work so well known, and is worth hearing for that reason. Yoo also sets his own tone with the Adagio appassionato, written by Bruch for Joseph Joachim. Bruch considered this rarely performed piece to be one of his best works. In the good ten minutes duration Yoo shows just as unaffectedly the gravitational character in the symphonic concept.
The Violin Concerto by Samuel Barber is of a different character. With the sonata-form first movement and the rhapsodic second, it shows classical design features for violinistic fireworks up to the effective perpetuum mobile in the third movement. The fact that Esther Yoo also knows how to skilfully use this aspect without being a tedious show-off proves the maturity she has reached. She offers another aspect with Henri Vieuxtemps’ Souvenir d’Amerique, in which the European composer sets the American folk song of her childhood to music. Here now the stage-present showiness of the interpretation predominates. Yet she doesn’t attach it as a cheap appendage, but gives it its own character with a playful humorous flair.
In Bruch, the Royal Philharmonic Orchestra and Vasily Petrenko follow the soloist’s interpretive path with appropriate subtlety, laying a silk carpet for her to tread. With Barber the orchestra is more clearly perceived in its own expressive values, which is also necessary. Here there are clearly collectively stressed moments composed that positively yearn for an outburst, which is then served. Here one could have imagined even more structurally filigree presence.