Das am 25. Juli 2015 beim Festival von Avignon uraufgeführte Melodram ‘Homériade’, mit Musik des 1978 geborenen norwegischen Komponisten Martin Romberg, benutzt einen gesprochenen (französischen) Text des griechischen Dichters Dimitris Dimitriadis (*1944). Das siebzig Minuten lange Werk ist in drei Monologe eingeteilt. Der erste wird von Ulysses gesprochen und vermittelt dessen Enttäuschung nach seiner Rückkehr von der Odyssee. Der zweite Monolog ist jener der Insel Ithaka, eine Liebeserklärung der Insel an Ulysses, während der letzte Teil sich den quälend zweifelnden Fragen Homers widmet (Je questionne pour ne pas savoir…).
Zu dem epischen Text hat der norwegische Komponist eine epische, meistens ruhig fließende, hin und wieder durch dramatische Akzente unterbrochene Musik geschrieben, mit langen Orchestereinleitungen, während der Text teils auf, teils ohne Musik rezitiert wird.
Robin Renucci spricht sehr einfühlsam, sehr eindringlich und emphatisch…
Das ‘Orchestre Régional Avignon-Provence’ spielt Rombergs eigentlich ganz schöne ‘Symphonie-Oratorio’ unter Samuel Jean spannungs- und stimmungsvoll. Stilistisch scheint die Komposition aus die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts herzukommen, meistens impressionistisch, manchmal mit Anklängen an Mahler, frühen Shostakovich und die Gattung der Filmmusik.