Durch Mendelssohns ‘Hebriden’-Ouvertüre fährt das ‘Freiburger Barockorchester’ unter der Leitung vom viel Spannung erzeugenden Pablo Heras-Casado auf einem schlanken, die Wellen schnittig durchkreuzenden Segelschiff mit leuchtenden Farben. Denselben luftigen Ansatz finden wir im Violinkonzert mit charakteristischen und eigentlich recht kräftig strahlenden Farben, in die sich Isabelle Faust letztlich etwas zu zartfühlend und unprätentiös einfügt. Gewiss, die intimistisch angelegten langsamen Teile lassen aufhorchen und bewegen auch, aber wo es temperamentvoller zugeht und Heras-Casado kräftig zupackt, geht Faust unter.
Die 5. Symphonie, 1830 zum 300-Jahr-Jubiläum des Lutherischen Glaubensbekenntnisses komponiert, kommt bei Heras-Casado ohne Feierlichkeit aus. Im ersten Satz ist sie recht dramatisch, mit fast schon burschikosem Elan. Farbig und spritzig erklingt das anschließende Allegro vivace, wiederum mit den sehr typischen Farben des Orchesters auf historischen Instrumentarium. Das Andante kommt recht nachdenklich daher, allerdings nicht ohne gestisch-rhetorische Akzente.
Das Finale mit dem Choralthema ‘Eine feste Burg ist unser Gott’ wird unter Heras-Casado energetisch dargeboten, ohne Ehrfurcht, Pathos oder Reformations-Austerität.
Insgesamt sind dies interessante Interpretationen, die dem Hörer so manche neue und ungewohnte Klangformulierungen bieten. Und trotzdem wirft Isabelle Fausts etwas zu zurückhaltende Interpretation einen Schatten auf das Ganze.