Momentan sind es junge Orchester und unkonventionelle Dirigenten, die auf den Tonträgern der Klassik das Ruder übernommen haben. Die Berliner und Wiener Philharmoniker, das Chicago und das Boston Symphony Orchestra oder das New York Philharmonic haben sich quasi sich von der Schallplattenbühne zurückgezogen. Wenn wir da noch an die goldenen Siebziger- und Achtzigerjahre denken, wo man jeder neuen Einspielung dieser Orchester regelrecht entgegenfieberte…. Nun, heute haben sich andere Orchester einen hervorragenden Ruf erarbeitet und bringen frischen Wind in die Klassik-Szene. Dazu gehört das fantastische ‘Netherlands Symphony Orchestra’ unter seinem Dirigenten Jan Willem de Vriend, die uns vor wenigen Jahren mit einer der besten Beethoven-Einspielungen der letzten 25 Jahre vom Hocker gerissen haben. De Vriend und sein Ensemble legen nun Vol. 3 ihrer Einspielung der Mendelssohn-Symphonien vor, die genauso wie die Beethoven-Integrale jetzt schon Referenzstatus hat. Es ist de Vriends forsche Art, das Bild vom romantischen Mendelssohn etwas zu korrigieren und den Träumer durch einen Revolutionär zu ersetzen, die diese Interpretation zu einem faszinierenden Klangerlebnis macht.
De Vriends Mendelssohn besitzt nichts von einem blumigen Melodienreigen in orchestraler Klangpracht. Vielmehr drängt der Dirigent sein Orchester dazu, Mendelssohns Musik aus dem Korsett zu sprengen und ihr moderne Ideen und einen sehr virilen Charakter zuzugestehen. Das gilt insbesondere für die Vierte, die ‘Italienische Symphonie’, aber auch bei der Fünften, der Reformationssymphonie, belässt es de Vriend nicht bem gängigen Schönklang, sondern verleiht der Musik durchaus markante Akzente. Wer also einen frischen, dynamischen und oft überraschenden Mendelssohn hören will, der ist mit dieser CD gut beraten. Selbst Hörer, die der deutschen Mendelssohn-Tradition verbunden sind, werden sich dem Sex-Appeal dieser Neuaufnahme nicht verschließen können.
Willem de Vriend demolishes the image showing Mendelssohn as a nice and romantic composer with a flowery sound. His Mendelssohn is modern, dynamic virile and peppery.