Shostakovichs Leningrader Symphonie verträgt Deutungen in so manche Richtung, ohne dass die Musik dadurch schwächer würde. Besonders der erste Satz kann, je nach Gewichtung orchestraler Abläufe, von einer Interpretation zur anderen ganz anders klingen.
Vasily Petrenko zum Beispiel verdängt den obsessiven Marschrhythmus etwas in der Hintergrund, widmet seine Aufmerksamkeit anderen Ereignissen und produziert am Ende einen unglaublich schrägen und zynisch-sarkastischen Ersten Satz, dem er ein dynamisch anfangs sehr reduziertes Poco Allegretto folgen lässt, das dann zu fast chaotisch anmutender Zirkusmusik ausartet und im letzten Teil mit einem erstaunlichen musikalischen Zittern böse Gedanken aufkommen lässt. Bitterer, erregender kann man das emotionale Spektrum dieser Musik wohl kaum darstellen. Und das Adagio steht dem in nichts nach. Auch hier werden mit furchterregenden Pianissimi, dunklen Verfärbungen, berückenden Melodien und der ‘Liveschaltung’ zum Kriegschauplatz atmosphärische Gegensätze von grösster Wirkung geschaffen.
Zwischen Todesstille und Klangwallung zeigt das Royal Philharmonic aus Liverpool auch im Finalsatz seine instrumentale Souveränität im bedingungslosen Umsetzen des Dirigats von Vasily Petrenko, dessen schon fast geniales Spannungsmanagement man nicht genügend unterstreichen kann. Von seiner zwingenden Gestaltungsautorität kommt das Erlebnishafte dieser fast achtzig Minuten lang intensiv packenden Aufnahme.
With the excellent RLPO Petrenko gives a terrific account of Shostakovich’s Seventh Symphony. Rarely a conductor made such a good use of dynamics to underline the inner conflict and the whole spectrum of emotions buried by the composer in this music.
Avec Vasily Petrenko aux commandes, le ‘Royal Liverpool Philharmoni’c a enregistré une Septième Symphonie absolument magistrale. Rarement, un chef aura si bien fait usages des contrastes dynamiques pour souligner le spectre émotionnel de cette symphonie.