Zum 100. Geburtstag des Symphonie Orchesters aus Toronto und für die erste Einspielung mit Gustavo Gimeno, seit der Saison 2020/21 Music Director des Orchesters, hat der Chef eines der markanten Werke des 20. Jahrhunderts ausgewählt, die Turangalîla -Symphonie von Olivier Messiaen. Wegen der großen Besetzung der Schlagwerkgruppe lag diese Komposition für Gimeno vielleicht auch nahe, war er vor seiner Dirigentenlaufbahn doch Mitglied der Gruppe der Schlaginstrumente.
Der aus dem Sanskrit stammende Begriff Turangalîla meint ein Liebeslied, eine Hymne an die Freude. Mit diesem positiven Gefühlszustand ist die aus einem Unglück erwachsende Freude gemeint, also eine über einen irdischen Glücksbegriff hinausgehende, blendende und alles Maß übersteigende Freude.
Schon am Beginn der vorliegenden Interpretation entsteht der Eindruck einer anderen Sicht. Mit dem technisch bestens eingestellten und aufspielenden Orchester scheint Gimeno seiner früheren Bestimmung nachzusinnen und insbesondere die rhythmischen Elemente zu sehen, die eher an eine körperlich irdische Betätigung als an eine vergeistigte friedvolle Freude denken lassen. Das ist voller Effekte und kommt blendend daher.
Aber es entbehrt jeder Sensibilität und Mystik, die ich so an dieser Komposition und darüber hinaus am Werk von Messiaen mag. Hier liegt alles offen zu Tage, nichts ist verschleiert oder macht nachdenklich. Der Klang der Musiker aus Toronto ist wohldosiert und transparent, auch in den groß besetzen Momenten und ebenso zupackend. Da werden unzählige Details aus der Partitur hörbar, aber die Musik berührt in dieser Sicht nicht.
Die Balance zwischen Orchester, Klavier und Ondes Martenot ist optimal eingefangen. Mit Marc-André Hamelin steht ein Pianist zur Seite, der die Klavierstimme aufblühen lässt und nuanciert, aber auch exzellent virtuos gestaltet. Aufnahmetechnisch ist das Klavier gut zu hören und kann man an dem herausfordernden Klavierpart Anteil nehmen. Hamelin gerät nichts außer Kontrolle. Mit intellektuelle Klarheit fügt er sich dem Gesamtansatz hinzu.
Nathalie Forget beherrscht das Spiel der Ondes Martenot. Ihre Beiträge sind mehrfach gut zu hören, so dass der besondere Klang dieses Instruments bestens zur Geltung kommt.
For the 100th anniversary of the Toronto Symphony Orchestra and for the first recording with Gustavo Gimeno, the orchestra’s music director since the 2020/21 season, the conductor has chosen one of the most striking works of the 20th century, Olivier Messiaen’s Turangalîla Symphony. Because of the orchestra’s large percussion section, this composition was perhaps an obvious choice for Gimeno, who was a percussionist before his conducting career.
The term Turangalîla, which comes from Sanskrit, means a love song, a hymn of joy. This positive emotional state refers to the joy that arises from misfortune, a joy that transcends an earthly concept of happiness, dazzling and beyond all measure.
Even at the beginning of this interpretation, the impression of a different view is created. With the orchestra in perfect technical form, Gimeno seems to be reflecting on his earlier purpose, especially the rhythmic elements that suggest a physical, earthly activity rather than a spiritualized, peaceful joy. It is full of effects and is dazzling.
But it lacks any of the sensitivity and mysticism that I like so much in this composition and, for that matter, in Messiaen’s work. Everything is laid bare here, nothing is veiled or contemplative. The sound of the Toronto musicians is measured and transparent, even in the larger moments, and equally compelling. Countless details of the score are made audible, but the music does not move.
The balance between orchestra, piano and Ondes Martenot is perfectly captured. Marc-André Hamelin is a pianist who allows the piano part to blossom, playing with nuance and excellent virtuosity. In terms of the recording, the piano is easy to hear and you can participate in the challenging piano part. Nothing gets out of Hamelin’s control. He contributes to the overall concept with intellectual clarity.
Nathalie Forget is a master of the Ondes Martenot. Her contributions can be heard several times, so that the special sound of this instrument is shown to its best advantage.