Der 1984 geborene amerikanische Tenor Michael Fabiano ist in der an guten Tenören armen Musikwelt gut genug, um schon an allen großen Opernhäusern gesungen zu haben. Leicht verständlich, wenn man sich diese CD anhört.
Bis auf Verdis La donna e mobile meidet der Sänger die großen Schlagerarien, singt dafür aber ein umso herausfordernderes Programm mit fast ausnahmslos dramatischen Arien, für die sich seine lyrisch-dramatische Stimme gut eignet.
Fabiano ist ein typischer Tenore Spinto. Die Höhe klingt manchmal etwas angestrengt, wodurch die Intonation dann auch ein bisschen leidet. Dynamisches Nuancieren ist Fabiano wohl nicht ganz fremd, aber man hätte davon gerne etwas mehr in diesem Recital, in dem oft nur mit Intensität gesungen wird. Im Gegensatz zu einem Franco Corelli ist Fabianos Gesang zwar geschmackvoller, aber auf der anderen Seite fehlt es ihm an jenem Schmelz, der beispielsweise seinen Duca im Rigoletto verführerischer machen könnte. Wenn es um Gefühl, Geschmeidigkeit, Farben und andere Qualitäten des Belcanto geht (z.B. die Gelenkigkeit, sehr mangelhaft im Schluss von La donna e mobile), denkt man wehmütig an Carlo Bergonzi zurück, auch in Notte, perpetua notte… Non Maledirmi aus Verdis Oberto, wo Bergonzi mit einer vokalen Differenzierung aufwartet, die Fabiano völlig abgeht.
Beeindruckend ist Fabiano immer dann, wenn Kraft und Vehemenz gefordert sind. Dann kann sein kühnes Singen schon begeistern, im Saal bestimmt mehr als auf einer Schallplatte. Sein Timbre ist durchaus angenehm, auch wenn es manchmal ungewollte Verfärbungen gibt (sehr gut zu hören in der Arie aus Un Ballo in Maschera).
Der Sänger wird gut begleitet vom London Philharmonic unter Enrique Mazzola. Die Tonaufnahme stellt die Stimme deutlich in den Vordergrund.