Vor zehn Jahren hatte mich eine Aufnahme von Schuberts 5. Symphonie mit dem Orfeo Barockorchester unter Michi Gaigg auf die Palme gebracht. Von einem manierierten, geschmacklosen, scharf akzentuierten, grellen und ruppigen Schubert schrieb ich damals. Kein Wunder, dass ich aus dieser Gesamtaufnahme zuerst die Fünfte in den Player legte. Und oh Wunder, die neue Fünfte ist schwungvoll, aber eben nicht ruppig, und sehr farbig, schön ausgewogen, mit rhetorischen Rubati und wohltuend, nein, bereichernd eloquenten Holzbläsern. Die Akzentuierungen sind bedeutsam, aber sie fügen sich in das gesamte Bild ein, ohne auch nur im Entferntesten störend zu wirken. Die Fünfte bleibt so eminent lyrisch und verströmt den ganzen Charme, den diese Musik beinhaltet.
Die drei ersten Symphonien gefallen mit einem flüssigen und immer ausdrucksvollen Musizieren. Das in der Aufnahme recht groß dimensionierte Orchester ist bestens ausbalanciert, leicht körnig und hat frische Farben.
Die Vierte, die Tragische, wird energisch und expressiv musiziert, die Sechste ist wohl manchmal etwas sprunghaft, aber durch die reizvollen Verzierungen des Bläserkollektivs wird auch sie gefällig.
Ganz hervorragend finde ich auch die Interpretation der Unvollendeten, deren Drama mit intensiv erfühlten Klanggesten deutlich gemacht wird. Der erste Satz wird so ganz schön schaurig.
Die Große C-Dur-Symphonie ist von der Konzeption und der Durchführung her eine gute Aufführung. Packendes Vorwärtsdrängen, ein guter Aufbau, eine großartige Konzentration in den musikalischen ‘Explosionen’ sowie ein ausgeprägter Sinn für Kontraste lassen die Symphonie sehr lebendig werden.
Angesichts der Fülle an guten Zyklen der Schubert-Symphonien stellt sich natürlich die Frage, ob dieser hier dem Musikfreund, der mit Schubert gut bedient ist, auch noch etwas bringt. Was mir davon in Erinnerung bleiben wird, sind die Durchsichtigkeit des Klangbilds, die Präsenz und Rhetorik vor allem der Holzbläser und die Dynamik, die Michi Gaigg erreicht.
Erwähnenswert ist auch, dass die Box ebenfalls noch symphonische Fragmente mit manchmal nur ein paar Takten enthält.
Ten years ago, a recording of Schubert’s 5th Symphony with the Orfeo Baroque Orchestra under Michi Gaigg had pushed my buttons. I wrote at the time of a mannered, tasteless, sharply accented, garish and gruff Schubert. No wonder that I first put the Fifth from this complete recording into the player. And oh wonder, the new Fifth is peppy, but not gruff, and very colorful, beautifully balanced, with rhetorical rubati and enrichingly eloquent woodwinds. The accentuations are significant, but they blend into the whole picture without being distracting. The Fifth thus remains eminently lyrical and conveys all the charm that this music contains.
The first three symphonies please with fluid and always expressive music-making. The orchestra, quite large in this recording, is well balanced, slightly grainy and has fresh colors.
The Fourth, the Tragic, is energetically and expressively played, the Sixth it is maybe a bit erratic at times, but the delightful ornamentation of the wind players makes it pleasing as well.
The interpretation of the Unfinished is quite outstanding, its drama being made clear with intensely felt gestures of sound. The first movement thus becomes quite eerie.
The Great C-Major-Symphony is a fine performance in terms of conception and development. Gripping forward momentum, a good buildup, great concentration in the musical ‘explosions’, and a strong sense of contrast make the symphony come very much alive.
Given the abundance of good cycles of Schubert symphonies, the question naturally arises as to whether this one will be of any use to the music lover who is well served by Schubert. What I will remember from it is the transparency of the sound, the presence and rhetoric of the woodwinds in particular, and the dynamics that Michi Gaigg achieves.
It is also worth mentioning that the box contains symphonic fragments as well, sometimes with only a few bars.