Die Kompositionssphären von Hans Zender lassen sich drei großen Gruppen zuordnen, die alle bei dieser Aufnahme vorzufinden sind. Seine mikrotonalen Annäherungen rühren aus den Diskrepanzen zwischen (möglicher) reiner Intonation und temperierter Stimmung her. Die ‘komponierte Interpretation’ bezeichnet seine Umsetzung von bestehenden historischen Werken in eine von ihm angereicherte und damit auch veränderte und aktualisierte Aussage. Und die asiatischen Aspekte haben sich nach einem Besuch in Japan anlässlich einer Tournee entwickelt.
Im Dialog mit Haydn nimmt Zender das Thema des Variationssatzes aus der Symphonie mit dem Paukenschlag. Dieses Thema verteilt er auf drei Orchestergruppen unterschiedlicher Stimmung und moduliert es in vielfältiger Weise.
‘Issei no kyō’ liegt ein Vierzeiler über ein Windglöckchen zugrunde. Zender lotet über eine vierfach unterschiedliche Vertonung einschließlich vier Sprachen unterschiedliche Sichten auf den gleichen Gegenstand auf. In Nanzen no kyō wird der Streit zwischen Mönchen über eine Katze nach Zeilen des gleichen Zen-Dichters Ikkyū in vier Orchestergruppen in rotierenden musikalischen Elementen versinnbildlicht.
Die Lieder bzw. Gesänge, das bedeutet das japanische Wort kyō, sind Ersteinspielungen und geben zusammen mit Dialog mit Haydn ein umfassendes Klangbild der wichtigsten musikalischen Erkundungen von Hans Zender.
Mit den Interpreten sind Experten der Vermittlung zeitgenössischer Musik betraut. Sie musizieren mustergültig und geben dem Zuhörer die Chance, sogar diese nicht immer einfach zu erfassende Musik mit Freude zu hören. Zender, der inzwischen dirigierender Dirigent ist, früher lag seine Gewichtung anders herum, ist als Vermittler nicht nur eigener Werke eine unzweifelhafte Größe. Für den Kollegen Johannes Kalitzke gilt das Gleiche. Auch die beiden Orchester, das Bundesjugendorchester und das WDR Sinfonieorchester Köln, spielen regelmäßig auch jüngste Kompositionen und wissen mit den anspruchsvollen Kompositionen gekonnt umzugehen.
Auch für die beiden Pianisten bei Dialog mit Haydn, Hermann Kretschmar und Ueli Wiget, die ihren Stammplatz im Ensemble Modern haben, sind diese Partituren keine mit sieben Siegeln. Dementsprechend sind sie gewiefte und exzellente Partner für das Orchester. Auch die Singstimmen, die Sopranistin Claren McFadden und der WDR Rundfunkchor Köln, tragen mit ihren ausdruckskräftigen Stimmen, die aber auch sensibel eingesetzt werden, zum Gesamtgelingen dieser erfreulichen Veröffentlichung bei.
Die technische Realisierung unterstützt den herausragenden Gesamteindruck.
Three masterful pieces by German composer Hans Zender mirror the sphere of his compositional thinking. The performances are outstanding, and so this CD is a paradigm of the right manner to generate enthusiasm for contemporary music.