Mit leicht verhaltener Zartheit und bezaubernder Schlichtheit geht Lars Vogt an die bekannten Werke Schuberts. Er prunkt nicht auf mit melodramatischem Pathos, sondern hält sich sanft zurück und lauscht aus der Stille heraus, was den Hörer nicht unberührt lassen kann. Es ist eine milde Wärme, die sein Spiel versprüht, die aber doch immer zur gleichen Zeit auch eine eisige Doppelbödigkeit enthält und einen unvermittelt in die Tiefe reißen kann. Die Läufe glitzern regelrecht im zweiten und vierten Impromptu, die Wellen der Unterstimme umspielen tänzerisch die Melodie des dritten. Bezeichnend ist die bewusste Wahrnehmung der harmonischen Strukturen, Vogt hört jeden Akkord sehr genau aus und weiß meist, die Spannung und Entspannung in der Musik durch ausgewogene Phrasierung zu vermitteln. Die Deutschen Tänze sind für Vogt von unschuldiger Einfachheit in zeitgleich lebendiger wie träumerischer Manier.
Auf gleiche brillante Weise erklingen die sechs ‘Moment musicaux’. Beinahe ausnahmslos gelingen dem Pianisten stimmige Tempi, in denen die Musik gut mitvollziehbar wird – lediglich im fünften ‘Moment musical’ geht es mit ihm durch, der 2/4-Takt verliert sich im ganztaktigen Puls und die essentielle Aussage verwischt.
Bisweilen gibt es jedoch auch manche Passage, die einen aus der magischen Atmosphäre herausreißt: an Fortestellen, die in Härte und Wucht klirren. Hier verliert Vogt oft seinen feinfühligen Anschlag und benimmt sich damit der Bandbreite der Gestaltungsmöglichkeiten. Auch gibt es manchmal ein etwas plumpes Ritenuto, das den Taktschwerpunkt durch Verzögerung hervorhebt anstatt sich gewandt auch einmal auf die unbetonten Zeiten zu verlagern und damit einen größeren – da unmerklicheren – Effekt zu erzielen.
Abgesehen davon gelingt Vogt hier eine recht überzeugende Schubert-Aufnahme, die gerade im Vergleich zu einigen anderen Aufnahmen der letzten Zeit durchaus hervorsticht.