Carl Gottlieb Reissiger, 1826 zum Nachfolger Carl Maria von Webers als Hofkapellmeister an die Dresdner Hofoper berufen, war in Deutschland wohl neben Felix Mendelssohn der wichtigste Kapellmeister seiner Zeit. Neben seiner Dirigiertätigkeit war er auch ein fleißiger Komponist, dessen Werke aber weitgehend in Vergessenheit geraten sind.
Das Camesina Quartett hat sich vorgenommen, in den nächsten Jahren Reissigers Streichquartette auf historischen Instrumenten für MMB einzuspielen. Die beiden jeweils über eine halbe Stunde langen Quartette des Opus 111 sind mehr als nur Appetizers, aber sie machen dennoch auch hungrig auf mehr. Im Gegensatz zu vielen anderen rezent ausgegrabenen Kammermusikwerken, die von der musikalischen Impotenz ihrer Autoren zeugen, gefallen Reissigers Stücke durch ihre melodische Vielfalt, sie haben Charakter und narratives Potenzial.
Das Camesina Quartett nutzt das voll aus, und in einem Spiel voller seelenvoller, sensibler Hingabe entstehen Musikbilder von faszinierender Schönheit. Absolut zu unterstreichen ist auch, dass die Camesina-Musiker nicht durch exzessive Energetik sündigen, sondern bei aller prickelnden Lebendigkeit der Musik die Anmut belassen, die wohl in der Absicht des Komponisten lag.
This is an absolutely charming discovery: Reissiger’s Quartets op. 111 are eloquent and expressive. The playing is vivid as well as stylish and the recording is well balanced.