Dass auch eine CD mit weniger bis unbekannten Werken aus der zweiten Reihe eine große Entdeckung sein kann, wird mit vorliegenden Aufnahmen wieder einmal bestätigt.
Solokonzerte dienen der Darstellung des (oder der) Solisten. Doch auch das Orchester muss manchmal sein Können aufbieten. Auch die hier vorgestellten Konzerte von Conus und Korngold gehören zu denen, bei denen sich das Orchester nicht entspannt zurücklehnen kann und abwartet, was der Geiger macht. Sondern die Musiker müssen selber ran. Über mehrere Jahre und Aufnahmen hinweg hat der Geiger Thomas Albertus Irnberger mit dem ‘Israel Symphony Orchestra’, das noch nicht einmal auf eine dreißigjährige Geschichte zurückblickt, und seinem Dirigenten Doron Solomon einen eng verbundenen Partner gefunden. Auch in dieser Aufnahme zeigt das Orchester, was in ihm steckt und bietet nicht nur einen Klangteppich, sondern einen anregenden Diskussionspartner. Im Zentrum steht natürlich der Solist.
Die beiden eingespielten Konzerte gehören beide nicht zum engsten Kreis der am häufigsten gespielten Werke, wobei immerhin das von Korngold inzwischen öfter zu hören ist. Eine Rarität im Konzertkalender ist sicherlich das 50 Jahre früher am Ende des 19. Jahrhunderts entstandene Stück von Jules Conus, der selber den Solopart der Uraufführung spielte. Von französischen und italienischen Verfahren abstammend, lebte Conus als Kind und nach zwanzigjährigem Auslandsaufenthalt vor allem in Paris in Moskau. Er studierte am berühmten Moskauer Konservatorium. Sein Konzert erinnert mit seinem russischen Kolorit und einigen Gestaltungsformen an Tchaikovsky und auch Rachmaninov. Changierende Akkordfarben und Chromatismen könnte man als Vorwegnahme der großen Ära der Filmmusik in Hollywood ansehen, womit der Bogen zu Korngold geschlagen wäre.
Beide Stücke sind für den Solisten herausfordernd. Insbesondere die Kadenz im langsamen Satz des Conus-Konzerts hat es in sich, und die Verknüpfung der drei Sätze zu einem einheitlichen Ganzen erfordert Durchhaltevermögen. Irnberger beweist auch hier wieder sowohl seine technischen Qualitäten als auch seinen gestalterischen Möglichkeiten, so beispielsweise in der genannten Kadenz. Leider haben sich im dritten Satz von Korngold und im ersten von Conus unerwartete kurze Momente unklarer Artikulation eingeschlichen, die beim Auftritt weniger auffallen würden.
Wunderbar passende Ergänzungen sind von Conus die noch unbekanntere Elegie und von Korngold die vier Stücke aus ‘Viel Lärm um nichts’. Die Elegie, wohl von Conus für den eigenen Vortrag entworfen, ist ebenso wenig nur eine kleine Zugabe wie die Sätze von Korngold. Im Zusammenspiel mit der Pianistin bietet Irnberger noch mal sein Können dar, das neben den technischen Seiten auch die emotionale Komponente nicht zu kurz kommen lässt.