In Prokofievs ungewohnt lyrischem und leuchtend optimistischem Ersten Violinkonzert kommt seine gerade entbrannte Liebe zu Nina Mescherskaja zum Ausdruck. Das hat die junge bulgarische Geigerin Liya Petrova inspiriert. So lyrisch, leicht und traumhaft hat man die beiden Ecksätze wohl selten gehört. Unter der estländischen Dirigentin, die ihre Sicht hundertprozentig teilt, spielt auch das Orchester filigran und absolut hinreißend lyrisch-zärtlich. Das Damen-Duo hat den femininen Nerv der Musik erfasst und macht ihn hörbar. Das Scherzo ist einfach herrlich in seinem schwerelosen Schwung.
Petrovas reiner und silbriger Klang passt aber genauso gut zu Nielsens Violinkonzert.
Das zeigt sich schon im Largo-Präludium des ersten Satzes. Dieses Stück habe ich ebenso wie den zweiten Satz, das Poco Adagio, seit Jahren nicht mehr so fein und anmutsvoll gehört. Das Allegro cavalieresco, der zweite Teil des langen ersten Satzes, trumpft hier nirgends auf, und die subtile Behandlung der ruhigeren Passagen sind traumhaft poetisch.
Auch dem etwas fetten Orchesterklang im abschließenden Rondo setzt Liya Petrova – sie ist eine Gewinnerin des Nielsen-Wettbewerbs – ein sehr feines, aber substanzreiches Geigenspiel gegenüber.