Johannes Brahms: Klavierkonzert Nr. 1 op. 15 + 4 Balladen op. 10; Lars Vogt, Klavier, Royal Northern Sinfonia; 1 CD Ondine ODE 1330-2; Aufnahme 12/2018, Veröffentlichung 11/2019 (72'24) - Rezension von Remy Franck
Das Erste Klavierkonzert von Johannes Brahms, manchmal als Symphonie mit obligatem Klavier bezeichnet, ohne Dirigenten zu spielen ist ein Wagnis und es erweist sich in dieser Aufnahme auch als Fehler. Zu wenig spürt man die formende Hand eines (guten) Dirigenten, zu aleatorisch sind manche Einsätze, zu wenig Spannung wird insgesamt aufgebaut, auch wenn es einige schön gespielte Momente gibt, vor allem im langsamen Satz, wo Orchestermusiker und Pianist wirklich aufeinander hören.
Die Brahms-Balladen werden hingegen großartig interpretiert. Hier ist Vogt allein und Herr über das gesamte musikalische Geschehen, das er sehr gut detailliert und aufregend transparent gestaltet. Er ist ein gewiefter Erzähler. Er sagt uns vieles, aber, bei einer gesunden Mischung von Dramatik und Zurückhaltung, nicht alles. So gelingt es ihm, das Mysterium der Balladen, das Unausgesprochene, zwingend zu ergründen.
Johannes Brahms’ First Piano Concerto has been called a symphony with an obbligato piano. To perform it without a conductor is a venture, and in this recording it proves to be a mistake. Too little one feels the hand of a (good) conductor, too aleatoric are some dialogues, too little tension is built up overall, even if there are some beautiful moments, especially in the slow movement, where orchestra and pianist really listen to each other. The Ballads, on the other hand, are magnificently played, well detailed and excitingly transparent. Vogt is a clever narrator. With a healthy mixture of drama and restraint he tells us many things, but not everything. In this way he succeeds in fathoming the mystery, the unspoken of the Ballads.