Die Orgelwelt ist tief bestürzt über den plötzlichen, vollkommen unerwarteten Tod des englischen Organisten John Scott (1956-2015). Mit ihm hat sie einen der prominentesten Repräsentanten verloren, der wie kein anderer seiner Generation höchstes Ansehen gleichermaßen als Organist wie auch Chorleiter genoss, schreibt Wolfgang Valerius, der den Organisten noch am 19. Juli in der Abtei Himmerod in der Eifel erlebt hat.
Nur zwei Tage nach Beendigung seiner diesjährigen Europatournee ist Scott am Mittwoch vergangener Woche in New York an den Folgen eines Herzinfarktes verstorben.
Die musikalische Karriere des aus Yorkshire (England) stammenden John Scott begann früh. Mit 21 Jahren debütierte er als jüngster Organist seit Bestehen der Reihe im Rahmen der weltberühmten Promenaden-Konzerte in der Londoner ‘Royal Albert Hall’. Doch trotz seiner frühen künstlerischen Erfolge ist er zeitlebens als Mensch bescheiden geblieben. Wer John Scott begegnen durfte, hat einen Menschen kenngelernt, dessen Charakter von vornehmer, zuweilen schüchterner Zurückhaltung geprägt war. Gerade dies aber hat seinem Auftreten eine in Künstlerkreisen selten anzutreffende aristokratische Noblesse verliehen. Und genau dieses wiederum spiegelte sich in seinem Musizierstil wider. Sein Spiel galt stets als untadlig und frei von jedweder Manieriertheit. Technische Perfektion war für ihn selbstverständlich, aber nicht Selbstzweck, und sein musikalischer Ausdruck war ebenso formvollendet wie sein Auftreten.
Als ‘musical genious’ wird sein Name in der Historie der Londoner St. Paul’s Kathedrale ebenso fest verwurzelt bleiben wie in New York, wo er seit 2004 als Organist und musikalischer Direktor an der ‘Saint Thomas Church’ erfolgreich wirkte. All die Orgelfreunde aus Region, denen es vergönnt war, seinem großartigen Konzert vom 19. Juli in der Himmeroder Abteikirche beizuwohnen, werden diesen Tag sicherlich in bleibender Erinnerung behalten. Auch die von heiterer Freundlichkeit geprägten Begegnungen rund um das Konzertmit mit ihm und seiner liebenswerten Frau Lily, die in diesen Wochen ihr erstes gemeinsames Kind erwartet, werden für viele wohl unvergesslich bleiben.