Was haben Pianisten nicht schon alles versucht, um Griegs Lyrische Stücke auf die höhere Schiene zu heben. Mit einem Plus an Dramatik, einem Plus an Virtuosität, einem Plus an Seele…die Resultate waren zum Teil faszinierend. Edward Rosser, der Interpret dieser CD, geht einen anderen Weg, den der Einfachheit und der Natürlichkeit. Nein, ich sagte nicht Nüchternheit, denn dazu ist das Spiel des Pianisten zu raffiniert, seine Kunst der Färbung und vor allem der Schattierung zu stupend.
Seine ‘Lyrischen Stücke’ werden dadurch ungemein vielfältig, jedes davon wird ein kleines Charakterstück, denn im Gegensatz zu anderen Pianisten zieht Rosser nicht einen vereinheitlichendes Konzertkleid über die Werke, sondern differenziert sie, um Griegs Einfallskraft eine maximale Wirkung zu geben, nicht mit additiver Interpretation, sondern mit Ehrlichkeit. Und wenn die Ehrlichkeit des Pianisten so hundertprozentig mit der des Komponisten übereinstimmt, ist das Ergebnis beglückend.
Edward Rosser ist ein amerikanischer Pianist, der in Northampton, Massachusetts, lebt und ein eher bescheidenes Pianistendasein zu führen scheint, aber alle paar Jahre eine CD herausbringt, die in den Kritiken hoch gelobt wird. Diese hier macht da keine Ausnahme.