Diese CD ist in mancher Hinsicht von Bedeutung. Die lettische Sopranistin Marina Rebeka ist zwar nicht die erste Sängerin, die ein eigenes Schallplattenlabel gründet, aber ihr Unternehmen erheischt Respekt, weil es ungemein sorgfältig geplant wurde und auch ausbaufähig zu sein scheint. Rebeka hat Prima Classic zusammen mit ihrem Mann gegründet, der Toningenieur ist.
Sodann ist diese erste CD nicht eine bloße Folge von Arien, sondern das Programm besteht aus substantiellen Auszügen aus nur fünf Opern, aus denen jeweils mehrere Stücke gesungen werden.
Interessant ist, dass für Spontinis ‘La Vestale’ die originale französische Fassung benutzt wurde. Und auch für die anderen Opern hat Rebeka ihrem Booklet-Text zufolge Autographe und nicht etwa spätere Fassungen benutzt.
Kein Zweifel also: Marina Rebeka hat sich genauestens mit dem auseinandergesetzt, was sie aufgenommen hat. Und das hört man. Ihr Engagement, ihre Darstellung der einzelnen Charaktere ist fundiert und glaubwürdig. Das ist nicht nur einfaches Singen. Das ist durch und durch psychoanalytisches Gestalten mit entsprechend starken Emotionen und einer guten Mischung aus Empfindsamkeit und Leidenschaft.
Marina Rebeka hat zweifellos eine dramatische Stimme, die sich für das Repertoire eignet, das sie hier singt. Ganz ohne Anspannung, leichtes Forcieren, Flackern und Spreizungen des Tons kommt sie zwar nicht aus, aber die Vokallinie ist doch recht beachtlich verbunden und bleibt nach oben hin trotz einiger Schärfe weitgehend frei von Säuerlichkeit. Dennoch: auch nach anspruchsvollsten Kriterien beurteilt ist dies ein attraktives und qualitativ hochwertiges Belcanto-Recital.
Unter Jader Bignamini bieten Chor und Orchester des ‘Teatro Massimo’, einen guten Klangrahmen für die Stimme der Sopranistin. Die Aufnahme ist klanglich gut ausbalanciert.