Mit dem 1995 in Paris geborenen Jean-Paul Gasparian wächst, dieser CD nach zu urteilen, ein zutiefst französischer Pianist heran. Das zeigen sein brillantes, klares Spiel, die Eleganz des Vortrags, ein ausgeprägter Formsinn, das analytische Raffinement und viel Poesie. Diese französische Noblesse haftet dem Pianisten an, und sein russisches Programm sieht aus wie eine Limousine beim Staatsbesuch: auf der einen Seite ein russisches und auf der anderen Seite ein französisches Fähnchen.
Nicht Schweres und Wuchtiges gibt es dem entsprechend in Jean-Paul Gasparians Interpretation von Rachmaninovs neun Etudes-Tableaux op. 39. Auch die Ausdruckskraft bleibt stets unter Kontrolle.
Scriabins Zweite Sonate beginnt sehr poetisch und verträumt, mit schwebendem Klang. Im elegant-flüssigen Presto fehlt mir dann doch das Scriabineske, das Unberechenbare, das Eruptive genau wie das Fantastico in der ersten der Trois Etudes op. 65 nicht wirklich hörbar wird. Die dritte Etüde klingt spontaner, losgelassener.
Sehr französisch und feingliedrig spielt Gasparian auch die Zweite Prokofiev-Sonate, mit hochgehaltener Trikolore, nicht unbedingt loyal dem Komponisten gegenüber, aber gut für die, die einen rauen, perkussiven Prokofiev nicht mögen.
22-year-old Jean-Paul Gasparian is a characteristically French pianist und his Russian program never denies his own nationality: his playing is fluid, elegant and refined.