Dass Tianwa Yang zu den besten Geigerinnen unserer Zeit zu zählen ist, war gewusst. Jetzt hat sie mit dem Brahms-Konzert eines der großen Konzerte des Repertoires eingespielt und zusammen mit Gabriel Schwabe auch das Doppelkonzert. Es sind herausragende Aufnahmen.
Das Opus 77 wird in einer autoritativen Interpretation vorgelegt. Tianwa Yang spielt sehr intensiv und lässt dennoch die notwendige Eleganz nicht vermissen. Insgesamt ist die Aufnahme nervig und gespannt, nahezu ideal in den Tempi und bringt etwas zum Ausdruck, was nur schwer zu beschreiben ist: es ist eine Mischung von Spielfreude, Leidenschaftlichkeit, Spontaneität und Lebendigkeit, die dieses im besten Sinne ‘nachschöpfende’ Spiel ohne auch nur eine Spur von einstudierter Routine, ohne Artifizielles auf uns wirken lässt. Kurzum, es gibt in Yangs Spiel etwas Unmittelbares und Packendes, das fasziniert.
Antoni Wit weiß dieses herrliche Spiel mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin meisterhaft in den Orchesterklang einzubetten. Er lässt die Geigen voll ausspielen, das Blech jubilieren, das Holz fröhlich mitsingen, so dass die heitere Stimmung, die ja eigentlich über diesem Werk liegt, auch voll zum Ausdruck kommt.
Mit dem Doppelkonzert ist Yang, Schwabe und Wit eine prachtvolle, eine herrliche und mitreißende Interpretation gelungen. Geschlossener, homogener kann man dieses Werk nicht spielen. Die Musik fließt so , wie Brahms eben fließen muss, und dabei bleibt sie wunderbar detailreich, und es gibt ein perfektes Zusammenspiel der beiden Solisten mit dem sehr wach agierenden Orchester und vor allem dessen Bläsersolisten.
Trotz des zupackenden Musizierens, wird jede Schroffheit, jedwede Verbissenheit vermieden. Im Gegensatz zu anderen Interpreten bekommt das Konzert keine wilden, unkontrollierten Züge, es zeigt uns keinen pessimistischen, sondern eher einen lebensfreudigen Brahms und straft Clara Schumann Lügen, die von dem Werk behauptete, es gebe darin nirgends einen frischen, warmen Zug. Hätte sie es so klangreich gehört wie es hier gespielt wird, wäre ihr Urteil vielleicht nicht so negativ ausgefallen. Für mich ist dies eine der allerbesten Aufnahmen des Doppelkonzerts im ganzen Katalog.