Camille Saint-Saëns: Klaviertrio Nr. 2, Sonate für Violine und Klavier Nr. 1, Sonate für Cello und Klavier Nr. 1; Renaud Capuçon, Violine, Edgar Moreau, Cello, Bertrand Chamayou, Klavier; 1 CD Erato 190295167103; Aufnahme 07/2020, Veröffentlichung 27/11/2020 (75'51) – Rezension von Uwe Krusch
Als das Riemann Musiklexikon mal schrieb, dass sich im Werk von Saint-Saëns großes Können mit kühler Strenge und Eleganz verbinde und formale und technische Eigenschaften stark in den Vordergrund träten, war das bestenfalls als vergiftetes Lob zu sehen und nicht haltbar. Dass zwar gerade auch in der ersten Violinsonate die technischen Herausforderungen eher als zirzensisch zu bezeichnen sind, wenigstens was den Schlusssatz angeht, ändert aber nichts daran, dass in dieser Aufnahme das große musikalische Feuer, mit dem diese Musik ausgestaltet ist, intensiv lodert und einen tollen Höreindruck liefert.
Hatte schon der Pianist mit einer Soloaufnahme von Werken dieses Komponisten überzeugt (Pizzicato-Rezension), so fügt er sich mit Renaud Capuçon hier zu einem lebendig und intensiv zupackenden Duo, dass diese so hochvirtuose Musik so berstend und trotzdem edel und kultiviert darbietet, dass man diesen Feuereifer nur bestaunen kann. War Capuçon bisher manchmal mit seinem blitzsauberen und eleganten Spiel vielleicht eher auch mal etwas spröde erschienen, so scheint er hier keine Grenzen zu kennen, ohne deswegen an die technischen auch nur annähernd zu gelangen. Hier verbindet sich spielerische Finesse mit packender Darstellung.
Wenn dann die Cellosonate, die Edgar Moreau als dritten Beteiligten einbindet, fast schon blass wirken mag, so liegt das eher am direkten Vergleich, denn an und für sich lebt auch dieses Werk vom spannungsvollen Zugriff der Musiker. Auch im Trio, das dann die Beteiligten zusammenführt, zeigen sie ihren durchgehenden Gestaltungswillen in natürlicher und nicht erzwungener Interpretation mit viel Feinheit auch für die Details und die große Intensität, die dieser Komponist mit seinem Sinn für deutsche Sinfonik und Kammermusik im auf Oper und Schaueffekte ausgerichteten französischen Umfeld im Sinne gehabt hat. Vielleicht hat auch der Wechsel bei seinen Partnern, am Cello nicht sein Bruder Gautier und am Klavier nicht Frank Braley, dafür gesorgt, dass ein neuer Eifer bei Renaud Capuçon entfacht wurde.
When the Riemann music encyclopaedia once wrote that in Saint-Saëns’ work great skill is combined with cool rigour and elegance, and formal and technical qualities come strongly to the fore, this can at best be seen as poisonous praise and is not tenable. The fact that the technical challenges in the first violin sonata in particular can be described as rather circus-like, at least as far as the final movement is concerned, does not change the fact that in this recording the great musical fire with which this music is formed blazes intensively and provides a great listening impression.
The pianist had already convinced the audience with a solo recording of works by this composer (Pizzicato review), but now he joins forces with Renaud Capuçon to form a lively and intensely gripping duo that presents this highly virtuosic music in such a bursting, yet noble and cultivated manner that one can only marvel at their fiery enthusiasm. While Capuçon’s clean and elegant playing might have seemed a bit brittle in the past, he seems to know no bounds here, without even coming close to the technical limits. He combines playful finesse with gripping presentation.
If the Cello Sonata, which includes Edgar Moreau as the third participant, may appear almost pale, this is more due to the direct comparison, because this work itself also lives from the exciting approach of the musicians. Even in the Trio, which then brings the three musicians together, they show their continuous creative will in natural and not forced interpretation with great subtlety, also for the details and the great intensity that this composer had in mind, with his penchant for German music, yet in a French environment oriented towards opera and show effects. Perhaps the change in his partners, not his brother Gautier on the cello and not Frank Braley on the piano, also sparked a new enthusiasm in Renaud Capuçon.
Chamayous faszinierender Saint-Saëns