Kein Zweifel, Herman Melvilles Roman ‘Moby-Dick’ taugt vorzüglich als Opernstoff. Jake Heggie beweist es mit dieser textlich von Gene Scheer betreuten Adaptation, die in packenden Chorszenen, Monologen, Duetten und Ensembles das Verbissene in Captain Ahabs Haltung überaus deutlich werden lässt. Mit nur einer Frauenstimme, die zudem noch zu einer Hosenrolle gehört, ist die Musik von größter Klarheit und Intensität. Es wird viel laut gesungen, aber das gehört wohl zum rauen Umfeld. Es gibt Anleihen bei der Volksmusik, aber auch sonst viel Melodisches in einer Partitur, die zu Heggies besten gehört.
Leonard Foglia inszeniert die Oper effektvoll auf einer großen Bühne mit Schiffsmasten und allem nötigen Zubehör, um eine Seefahrt zu simulieren. Dazu gehören auch jede Menge Projektionen und Digitalbilder, die auch im gut gemachten Videofilm sehr beeindrucken.
Dirigent Patrick Summers setzt Heggies Musik in einem transparenten und farbigen Klangbild um, und die Besetzung ist hervorragend. Der Tenor Jay Hunter Morris gefällt mir in der Rolle des Captain Ahab wesentlich besser als im ‘Siegfried’ der ‘Metropolitan Opera’. Aber hier singt er ja auch englisch und es gelingt ihm, sich voll mit der Rolle zu identifizieren. Mit seiner kräftigen Stimme und viel Durchhaltevermögen gibt er Ahab wirklich alles, was die Rolle benötigt. Beeindruckend sind auch Tenor Stephen Costello als Greenhorn, Bariton Morgan Smith als Starbuck und der Bass Jonathan Lemalu als Queequeg.
Dieses Video beinhaltet also eine hoch interessante und durchgehend packende zeitgenössische Oper, vor der der Musikfreund keine Berührungsangst zu haben braucht.
Adding a bright musical dimension to Herman Melville’s Moby-Dick, Jake Heggie’s superb opera has everything to convince: great music, a brilliant staging and a first-rate cast under the direction of conductor Patrick Summers.