Der Nummerierung nach geordnet hat das ‘Quatuor Diotima’ die Quartette von Bela Bartok auf drei Scheiben verteilt eingespielt. In der modernen Musik ist für Quartette dieser Werkkanon die maßgebliche und vielleicht auch unübertroffene Basis aller weiteren Entwicklungen. Insofern sind diese Werke ein Muss für ein Quartett, insbesondere eines wie die Diotimas, das sich auf moderne Musik spezialisiert hat. Denn sie sind Drohung und Verheißung zugleich.
Was zunächst auffällt – und das geht über das erste und vielleicht noch das zweite Quartett hinaus, die beide noch spätromantisch geprägt sind – ist, dass das ‘Quatuor Diotima’ alle sechs Werke mit einem überwältigenden Schönklang darbietet, den man bei der Wiener Klassik oder eben bei romantischen Werken verorten würde. Insofern nehmen sie mit ihrer Deutung den Werken ein wenig den Schrecken, den diese Musik auch heute noch für manchen Hörer verbreiten mag. Das zeugt schon einmal von einer intensiven Auseinandersetzung. Aber es hat den Nachteil, dass sie sie ein wenig auch des teilweise schroffen Charmes berauben, den man mit Bartók verbinden kann.
Für das erste Quartett, das in Liebeswehen zu Stefi Geyer verfasst wurde, ist diese Herangehensweise unzweifelhaft geeignet. Spätestens beim letzten Quartett, das zwar noch in der alten Welt, aber mit der sterbenden Mutter im Sinn entstand, mag man das diskutieren.
Phänomenal ist die geschlossene Darstellung des Zyklus. Ebenso begeistern kann man sich für die stupende Durchdringung und glasklar strukturierte Ausformulierung, die trotzdem nicht trocken wirkt. Man merkt immer, dass diese vier Musiker ganz auf die Materie fokussiert sind und allen Sätzen und auch den Gesamtwerken die Binnenspannung verleihen, die sie benötigen. Und das alles meistern sie mit virtuoser Selbstverständlichkeit und Sicherheit.
Mit ihrer Interpretation stellen sie weniger die modernistischen Härten ins Blickfeld, was wir heute vielleicht auch gar nicht mehr nötig haben, sondern tauchen die Musik in ein milderes Licht, das mehr die melodische und rhythmische Schönheit dieser Musik als eben ihre expressive Radikalität betont.