Mit der Gegenreformation wollte die katholische Kirche ihren Einfluss wiedererlangen. Für den Bereich der Musik zur Liturgie wurde dazu im Konzil von Trient der Gregorianische Gesang als Maßstab festgelegt, der insbesondere bei Palestrina gefunden wurde. Seine Musik wurde als verständlich und erbaulich angesehen. Von diesem Punkt ausgehend erlebte die Kirchenmusik einen neuen Aufschwung, der auch eine neue Ästhetik vorsah, die im Barock mündete.
Vorerst lag das Hauptaugenmerk auf vielstimmigen Chören, teilweise mit Continuo oder weiteren Instrumenten, die auf verschiedene Emporenplätzen in den Kirchen verteilt wurden, um ein überwältigendes räumliches Klangerlebnis zu bescheren. Das wurde mit Werken bis zu 24 verschiedenen Stimmen zelebriert.
Einen Anteil an dieser Neuausrichtung hatte Orazio Benevolo. Er war mit seinen Eltern aus Frankreich nach Rom gekommen und dadurch mit der französischen Gemeinde dort in Kontakt. Dort erreichte er schließlich die Stellung als Maestro di Capella, die er dann lebenslang innehatte. Aus seinem umfangreichen Werk, unter anderem 34 Motetten, hat Niquet eine zu zwölf Sopranen in sechs zweifach besetzten Chören sowie eine Messe und ein Magnificat für jeweils 16 Stimmen ausgewählt. Dazu hat er Werke der Vorgänger beigemischt.
Das oft gelobte ‘Le Concert Spirituel’ und sein Mentor Hervé Niquet haben auch dieses Mal ihr Können und ihre grandiose Musikalität zusammen geführt, um die auf Emphase der geistlichen Botschaft getrimmten Werke wirklich ausdrucksstark und dauernd mit hoher Intensität vorzutragen. Diese auf Effekt getrimmte Wiedergabe ist ihnen mit stupender technischer Gestaltung zweifellos gelungen.