Nach wie vor steht der spanisch-katalanische Komponist Federico Mompou im Schatten seiner impressionistischen Vorbilder aus dem französischen Raum und der ‘Groupe des six’ um Milhaud und Honegger, der er eng verbunden war. Seiner Introvertiertheit entsprechend bewarb er sein Schaffen kaum, sah sich einem berühmten Zitat zufolge nicht einmal als Komponist. Damit schränkte er sich sehr ein, so dass er beispielsweise sein Empfehlungsschreiben von Granados nicht an Gabriel Fauré in Paris überreichte, stattdessen dort privat Klavierunterricht nahm.
Steffen Schleiermacher, der für die Musikproduktion Dabringhaus und Grimm unter anderem bereits das gesamte Klavierwerk von John Cage einspielte, legt hier seine zweite CD mit Musik Mompous vor. Auf dem Programm stehen zwischen 1914 und 1921, also nach der Rückkehr aus Frankreich nach Spanien, entstandene Werke – die frischen Eindrücke von Erik Satie und Claude Debussy im Gepäck.
Es ist wirklich eine großartige Musik und sie ist es zweifelsohne wert, öfter gespielt zu werden!
Von ihrem bestrickenden Zauber ist bedauerlicherweise in Schleiermachers Aufnahme recht wenig zu hören, und wer die Musik nicht kennt, könnte hier vermuten, dass sie zurecht vergessen sei. Schleiermachers Spiel ist hart, gedrückt, betont sachlich und monoton, also so ziemlich das exakte Gegenteil von dem, was Mompous einzigartige Aura ausmacht.
Wo ist die Leichtigkeit, wo sind die feingliedrigen Details, die herrlich perligen Glöckchen in der Melodie, und wo bleibt der subtile Scherz in springender, wenngleich aristokratisch subtiler Fröhlichkeit? Ich suche all dies vergebens, höre stattdessen eine Stunde verständnislos abgespielte Noten, die jeglichen Fünkchens natürlich entstehender Phrasierung und Spielfreude ermangeln. Die Dynamik ist minimalistisch gleichbleibend und rückt nur stufenweise. Allgemein wird von zu vielen Musikern nicht verstanden, dass verschiedene Einsätze des gleichen Motivs nicht automatisch die gleiche Dynamik und Phrasierung bedeuten, es ist ja schließlich musikalisch durch die Wiederholung etwas geschehen, und der musikalische Kontext somit immer ein anderer.
Bei Schleiermacher werden nicht nur die großen Linien, sondern auch die Spannungsverhältnisse an sich einer statischen Auffassung geopfert. In mancher Forte-Passage wirkt es sogar richtig angestrengt, die Repetitionen auch gleichmäßig hinzubekommen, von virtuoser Souveränität kann also auch nicht die Rede sein.
Kurzum, die Musik klingt eher, als wolle er Cage spielen, die brillant-raffinierten Miniaturen liegen definitiv nicht im stilistischen Horizont Steffen Schleiermachers.
Die einzig wirklich empfehlenswerte Aufnahme seines Œuvres ist übrigens diejenige, die Mompou selbst einspielte. Hier erst wird all die Subtilität erkennbar, die mikroskopischen Nuancen und überhaupt die schillernd differenzierte Harmonik, die auch bei weit fesselnderen Aufnahmen wie der pianistisch höchst beeindruckenden von Arcadi Volodos (Sony Classical) unerforscht bleibt.
Auch das Booklet schrieb Schleiermacher, ähnlich inadäquat wie die musikalische Ausführung, teilweise gar mit missverständlichen, fehlerhaften Informationen.
Bei mir bleibt ein Eindruck von Musik auf Klavierschulniveau, wo die Noten buchstabiert werden und musikalisches Verständnis über die vorgeschriebenen Anweisungen hinaus inexistent ist.
Steffen Schleiermacher plays works by Federico Mompou without comprehension of harmony, phrasing and articulation – as if the notes would have to be mechanically executed, like in a basic music school.