Wie jede Vesper besteht auch die Marienvesper von Monteverdi aus einem Invitatorium, fünf Psalmen, einem Hymnus und einem Magnificat. In diesem Werk wurden traditionelle Kompositionstechniken mit hochmodernen Elementen der Zeit vereint. Zwischen die Psalmen fügte Monteverdi noch vier Concerti im monodisch-konzertanten Stil ein. Die Marienvesper ist ein vielfältiges Werk, in dem Melodie, Polyphonie, Monodie, Rhythmik und der spezifische Einsatz von Instrumenten zu affektreichen und spannungsvollen Passagen kombiniert werden. Die Vokalbesetzung des Werkes reicht von Sechs- bis hin zur doppelchörigen Zehnstimmigkeit, zu der noch Instrumente hinzukommen. Die eingebetteten Concerti zeichnen sich durch ihren äußerst modernen Stil aus. Sie bilden einen Gegenpol zu den restlichen polyphonen Sätzen des Werkes.
Aufgezeichnet wurden Konzerte in der Chapelle Royale in Versailles. Die im Grundsatz konventionelle Bildführung wird durch die Inszenierung angereichert, da unterschiedliche Ausleuchtungen der Kirche und Fernsänger von Emporen immer wieder wechselnde Blicke erlauben, ebenso wie die effekthaschende Einleitung fast in Dunkelheit.
Raphaël Pichon verfügt mit seinen beiden Ensembles Pygmalion, also Chor und Orchester, über zwei Klangkörper, die seine interpretatorischen Absichten ohne jegliche Abstriche umsetzen. Pichon lotst die Instrumentalisten sowie die Sänger des erstklassigen Ensembles Pygmalion nach allen Regeln hochkarätiger Barockmusikdarstellung durch die Messe.
Mit dem neunköpfigen Solistenensemble steht ihm eine auf allen Positionen bestens besetzte Sängerriege zur Verfügung. Dabei singen neben bekannten Namen, wie Lea Desandre und Zachary Wilder, auch noch weniger beachtete, wie Renaud Bres und Geoffrey Buffière. Doch lassen sich keine Qualitätsdifferenzen erkennen.