Nach einem Studium an der Akademie für Tonkunst begann Carl Orff seine ‘Lehrjahre bei den alten Meistern’. Monteverdi faszinierte ihn am meisten. Er gestaltete dessen ‘Orfeo’, ‘Lamento d’Arianna’ und ‘Ballo delle Ingrate’ neu. Den ‘Orfeo’ hatte er schon 1928 in der Originalform und mit Originalinstrumenten aufführen lassen. Ohne Erfolg! Das Publikum mochte die ‘seltsamen’ Klänge nicht, die es da hörte. Daher beschloss Orff, die von ihm so geschätzte Partitur dem zeitgenössischen Klangempfinden anzupassen, das Werk zu kürzen, einen Erzähler einzusetzen und die dramatische Intensität des Ganzen zu schärfen. Wie Karl-Heinz Ruppel schreibt, hat Orff der « leidenschaftlichen Ausdrucksmelodik Monteverdis eine höchst suggestive Klanggestalt gegeben. » Nach der Wiederveröffentlichung der Aufnahme unter Kurt Eichhorn mit Carl Orff als Sprecher, Hermann Prey als Orpheus und Lucia Popp als Eurydike bei Arts Archives bringt Profil nun die 1958 bei den Schwetzinger Festspielen gemachte Aufnahme unter dem Orff-Spezialisten Ferdinand Leitner heraus. Sie kann es klanglich und trotz durchgehend hohem Niveau musikalisch nicht wirklich mit der Eichhorn-Einspielung aufnehmen und ist daher nicht mehr als ein historisches Dokument für Spezialisten.
Eine Enttäuschung gibt es am Schluss der CD: das ‘Lamento d’Arianna’ mit Ferdinand Leitner und Rolf Reinhardt am Cembalo sowie einer seltsam mürrisch und spröde klingenden Elisabeth Höngen.
Compared to the 1972 recording made under the baton of Kurt Eichhorn and with the moving Orfeo from Hermann Prey, this earlier recording is not more than a historic document aimed at specialized collectors.