Von dem russischen-ukrainischen Komponisten Alexander Mosolov (1900-1973) kennt die Musikwelt vor allem das Opus 19, ‘Die Eisengießerei’, in dem er die Geräusche der Fabrik in Musik umsetzt. Die neue Capriccio-CD bringt mehr Mosolov-Werke aus den Zwanzigerjahren zu Gehör und erklärt damit, wieso der Komponist, der sich der 1924 gegründeten ASM (Vereinigung für zeitgenössische Musik) angeschlossen hatte, in Konflikt mit dem Sowjetregime geriet, da seine Musik nicht mit den Regeln des Sozialistischen Realismus zu vereinbaren war. Er wurde 1937 verhaftet und zu acht Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Doch im August 1938 erreichten seine Lehrer Glière und Miaskovsky, dass er begnadigt und seine Strafe in eine fünfjährige Verbannung aus Moskau, Leningrad und Kiev umgewandelt wurde. Er lebte zurückgezogen bis zu seinem Tod, und selbst seine späteren, tonalen und ‘liniengetreuen’ Werke wurden auch nach seinem Tode kaum aufgeführt.
Mosolovs Erstes Klavierkonzert mutet den Hörer wie eine Fortsetzung der ‘Eisengießerei’ an: die Musik entspricht dem, was die Musikwissenschaft von seinem Stil sagt: « Dieser ist konstruktivistisch, antiromantisch, antiemotional und in seiner Radikalität provozierend. In vielen Werken meidet Mosolov den Wohlklang und setzt fast alle Regeln der Tradition außer Kraft. Atonalität ist in seinen Werken dieser Zeit sehr häufig anzutreffen. » Auch der Jazz ist ein beeinflussendes Element für dies Konzert, das hier in einer sehr motorischen und hinreißend brillanten Aufführung erklingt.
Nach dem knapp vier Minuten langen, durchaus humoristischen Werk ‘Ankunft des Traktors im Kolchos’ kommt die von Ironie strotzende ‘Legende für Cello und Klavier’, gefolgt von der Ersten Klaviersonate – klangvoll und spannungsvoll gespielt – ehe das Programm dann mit den ‘Vier Zeitungsanzeigen’ von 1928 endet, in denen sich Mosolov satirisch mit Banalitäten wie einem entlaufenen Hund, einem Rattenvernichtungsangebot oder Herrn Stotterbock auseinandersetzt, der sein Namen ändern will.
Schade, dass dieses Talent von den Sowjets so erbarmungslos erdrosselt wurde!
This is a very welcome and truly important CD, since recordings with the music of the Russian Avant-garde composer Mosolov are still a rarity. The performances are top notch!