Ich habe es vor kurzem wieder im Konzert erlebt: Man muss Mozart nicht immer nach den strengen historischen Richtlinien und auf historischem Instrumentarium spielen, um der musikalischen Wahrheit gerecht zu werden. So verhält es sich bei dieser CD mit den Klavierkonzerten Nr. 17 und 27. Der talentierten Pianistin Sophie-Mayuko Vetter, die ebenfalls Musikwissenschaftlerin ist und eine sehr enge Beziehung zum Hammerklavier hegt, gelingt das Kunststück, ihre Erfahrungen im Bereich der historischen Aufführungspraxis auf einen Konzertflügel zu übertragen, ohne, dass dieser aber Ersatz dafür werden soll. Vielmehr erweitert die Pianistin das Spektrum der Ausdrucksmöglichkeiten, so dass ihr tief empfundenes Spiel (wundervoll ausmusizierte Mittelsätze!) eine musikalische Ebene erreicht, die wir bei Mozart in dieser Form eigentlich nur bei einer Clara Haskil, einem Geza Anda oder dem jungen Barenboim wiederfinden.
Historische Aufführungspraxis oder klassisch-romantischer Zugang, das alles spielt plötzlich keine Rolle mehr, denn die Musik verselbstständigt sich und bricht durch ihre transzendentale Schönheit aus allen stilistischen Korsetten aus, um freie, ja absolute Musik zu werden.
Peter Ruzicka geht sehr entspannt an den Orchestersatz der beiden Konzerte heran und verhilft gerade durch seine Zurückhaltung dem Gehalt der Musik zu seinem Recht.
Sicher, man kann diesen Interpretationen vorwerfen, ein bisschen überlebt und altmodisch zu sein, doch beim genauen Hinhören wird einem doch sehr schnell klar, dass dieser Mozart ‘alles’ ist und somit sein eigenes Universum kreiert und definiert. In dem Sinne haben wir es mit zwei enorm wertvollen Aufnahmen zu tun, die für mich zu den schönsten Einspielungen dieser Werke gehören, und das obwohl dem Spiel der Hamburger Symphoniker etwas an Innenspannung und Brillanz, was die Musiker aber dann durch eine durchgehend schöne Interpretation weitgehend wieder wettmachen.
Nach dem musikalischen Höhenflug mit diesen beiden Konzerten schenkt uns Sophie-Mayuko Vetter zusammen mit dem Violinisten Rainer Kussmaul das von Robert Levin fertiggestellte Fragment des Konzerts in D-Dur für Violine, Klavier und Orchester KV 315f sowie die von Maximilian Stadler vollendete c-Moll Fantaisie KV 396 (385f).
Deeply felt performances of two Mozart concertos, where Sophie-Mayuko Vetter’s playing can be compared with the one of Clara Haskil, Geza Anda or the young Barenboim.
Eine weitere Rezension dieser CD finden Sie hier.