Der italienische Pianist Roberto Prosseda nimmt für Decca die gesamten Mozart-Sonaten auf. Das erste Set mit zwei CDs und den sechs ersten Sonaten wurde nun veröffentlicht. « Charakteristisch für alle sechs Sonaten ist das ständige Nebeneinander von Drama und Spiel, von Ernst und Humor in plötzlichem Stimmungswechsel », schreibt Prosseda in einem hoch interessanten Aufsatz im Booklet der CDs. Er erklärt darin auch, weshalb er letztlich kein altes Instrument benutzte, sondern einen Fazioli von 2015, der freilich keine gleichstufige, sondern eine zu Zeiten Mozarts übliche Vallotti-Stimmung erhielt, die es dem Pianisten erlaubt, wie er ebenfalls genau erklärt, jeder Sonate eine sehr individuelle Färbung zu geben.
Das zeigt, wie sehr sich Prosseda mit der Materie auseinander gesetzt hat und wie wichtig ihm eine sehr persönliche Gestaltung ist.
Ungewöhnliche und ausdrucksstarke Farben kennzeichnen seine Interpretationen, deren dynamische Nuancen ebenso frappierend sind wie die gestochen scharfe und dennoch nie kühle Klarheit des Spiels.
Es ist schon beeindruckend, wie Prosseda diese Klavierwerke Mozarts spielt, nicht nur elegant wie man sie oft hört, sondern ausdrucksvoll ohne Pathos. Ich erinnere mich an die Brendel-Aufnahme, in denen Mozart an der Text-Recherche und in der daraus resultierenden Gestaltungakribie erstickte, die den Charakter sowohl des Vorfabrizierten wie auch des Artifiziellen hatte. Nichts davon gibt es bei Prosseda… Man darf jetzt gespannt sein, wie es mit dieser viel versprechenden Gesamtaufnahme weitergehen wird….