In seinen Anmerkungen im Beiheft äußert sich Norrington zu den grundlegenden Prinzipien, nach denen er eine Aufführung, auch bei Mozart vorbereitet. Das sind in englischer Lesart Sources (Quellen), Size (Ensemblegröße), Seating (Sitzordnung), Speed (Tempo), Sound (Klang) und Style (Stil). Diese Aspekte werden dann noch in Bezug die spezifischen Werke näher ausgeführt. Hörbar werden diese Ideen insbesondere im fünften Konzert. Dieses trägt bereits ungewöhnliche Tempobezeichnungen, wie im Kopfsatz das Allegro aperto und das alla breve notierte Andante im zweiten Satz und der als Tempo di Menuetto, also eher mit einem langsameren Tempo bezeichnete Finalsatz. Das regt an, über die Geschwindigkeiten nachzudenken. Hier werden die Unterschiede zu anderen Aufnahmen am deutlichsten. Das Beiheft bietet auch Informationen zum Aufbau eines Solokonzerts der Mozartzeit allgemein und zu den drei gespielten Werken im Besonderen, was manchem Interessierten hilfreich sein könnte.
Der Dirigent Roger Norrington hat sich schon lange mit der informierten Aufführungspraxis auseinander gesetzt. Auch die Solistin Francesca Dego, die die Kadenzen von Franco Gulli verwendet, hat einen natürlichen Zugang zur Musik von Mozart. So haben sie zusammen mit dem Royal Scottish National Orchestra eine eingeschworene Gemeinschaft geformt, die jetzt den zweiten Teil der Konzerte von Mozart vorlegt. Geprägt ist diese Aufnahme von bestens ausgewogenen Interpretationen. Sie zeichnen sich durch den unbeschwert wirkenden und flüssigen Gestus aus. Dabei entwickelt sich die Musik in abwechslungsreichen Linien und nicht in abrupten Schüben oder mit akzentgeprägten Effekten. Negativ formuliert mag man das als langweilig hören. Positiv wahrgenommen sind es ausgeprägt eloquente, fein gewobene Interpretationen, die mit ihrer Ausgewogenheit überzeugen.
Francesca Dego findet auch zu Mozart einen spannenden Zugang. Dass ihr virtuoses Geigen auch gelingt, lässt sie hier nicht durchblicken, aber dafür ist die Musik von Mozart nicht die geeignete Plattform. Vielmehr punktet sie hier mit gestalterischem Ansatz und klanglicher Frische und Noblesse.
Das von Roger Norrington geleitete Orchester aus Schottland schwingt sich, mit den Geigen in oppositioneller Sitzordnung wie zu Mozarts Zeiten, zu intensivem, nicht überdeckenden Musizieren auf, das die passende Ergänzung zur Solostimmung schafft.
In his notes in the booklet, Norrington comments on the basic principles according to which he prepares a performance, including Mozart. These are Sources, Size, Seating, Speed, Sound and Style. These aspects are then further elaborated in relation to the specific works. These ideas are especially audible in the fifth concerto. This already bears unusual tempo designations, such as the « Allegro aperto » in the opening movement and the alla breve notated Andante in the second movement and the final movement designated as Tempo di Menuetto, i.e. rather with a slower tempo. This encourages one to think about the speeds. It is here that the differences from other recordings become most apparent. The booklet also offers information on the structure of a solo concerto of the Mozart period in general and on the three works played in particular, which may be helpful to some interested parties.
Conductor Roger Norrington has long been involved with informed performance practice. Soloist Francesca Dego, who uses Franco Gulli’s cadenzas, also has a natural approach to Mozart’s music. Thus, together with the Royal Scottish National Orchestra, they have formed a sworn community that now presents the second part of Mozart’s concertos. This recording is characterized by excellently balanced interpretations. They are characterized by a light-hearted and fluid gesture. The music develops in varied lines and not in abrupt thrusts or with accentuated effects. Negatively formulated, one might hear this as boring. Positively perceived, these are distinctly eloquent, finely woven interpretations that convince with their balance.
Francesca Dego also finds an exciting approach to Mozart. She doesn’t let on here that she also succeeds in virtuoso violin playing, but Mozart’s music is not the appropriate platform for that. Rather, she scores here with a creative approach, tonal freshness and noblesse.
The orchestra from Scotland, conducted by Roger Norrington, soars, with the violins in oppositional seating as in Mozart’s day, to intense music-making that doesn’t overpower, creating a fitting complement to the solo mood.