Mit ‘La Clemenza di Tito’ hat Jérémie Rhorer mit seinem Orchester ‘Le Cercle de L’Harmonie’ sowie natürlich den Gesangssolisten und dem Chor nun eine weitere Mozart-Oper im Pariser ‘Théâtre des Champs-Élysées’ aufgenommen. Zu seiner Entstehungszeit durchaus geschätzt und oft aufgeführt, geriet das Werk weitgehend in Vergessenheit. Dazu beigetragen hat wohl, dass es als ‘Opera seria’ abgestempelt wurde. Dass hierzu überhaupt keine Veranlassung besteht, kann man auf dieser Aufnahme nachvollziehen.
Sehr gerafft handelt die Oper von verschiedenen Komplotts zur Ermordung des Kaisers Titus, die alle auf die Intrige von Vitellia zurückgehen, da sie ihre Absicht gefährdet sieht, Kaiserin zu werden. Durch glückliche Umstände überlebt der Kaiser und, da er als mildherzig gelten möchte, begnadigt er alle Verräter, die verraten werden oder sich ihm offenbaren.
Mit dieser Oper sollte der neue König von Böhmen, Leopold II., geehrt und wohl auch charakterisiert werden.
Wie bereits bei der Produktion von ‘Die Entführung aus dem Serail’ handelt es sich wieder um einen Mitschnitt eines Konzertes. Neben den störenden Geräuschen, die sich durch Schritte auf dem Bühnenboden ergeben und dem immer wieder einsetzenden Applaus, entsteht der Eindruck, dass der Beginn der Oper verholpert wurde und sich ein rundes Musizieren erst im Laufe des Abends ergab.
‘Le Cercle de L’Harmonie’ entfaltet unter der Leitung seines Chefdirigenten Spielfreude und Akkuratesse, ohne zu überwältigen. Die Tempi sind, anders als bei der Entführung, nicht überzogen schnell. Aber das Orchester kann sowohl harsch aufspielen als auch den lyrischen Stellen ihren Charme geben.
Die Sängerriege, die bei dieser Oper nur Hauptrollen vergibt, passt sich darin vorzüglich ein. Kurt Streit als Tito ist ein eleganter Tenor, dem man die Mildherzigkeit abnimmt. Karina Gauvin als Vitellia verkörpert erfolgreich sowohl die Intrigantin als auch die reumütige Bekennerin. Sesto, ein Jugendfreund des Kaisers, verkörpert von Kate Lindsey, sowie Annio, ein Freund Sestos, gesungen von Julie Boulianne, beide Mezzosopran, agieren im Spannungsfeld zwischen Treue zu einander und zum Kaiser und der Liebe zu den Damen. Bei Annio ist es Servilia, die Schwester von Sesto. Die Sopranistin Julie Fuchs füllt diese Rolle mit Leben. Die Rolle des Bassisten gehört dem Hauptmann der Prätorianer, der die Offenlegung der Verschwörung und die Überführung des Schuldigen bewerkstelligt. Seine Stimme verleiht der Rolle das erforderliche Gewicht. Nicht zu vergessen ist das ‘Ensemble Aedes’ in der Einstudierung von Mathieu Romano. Der Chor agiert flexibel und homogen und ist eine weitere Stärke der Aufführung. Allen Solisten ist gemeinsam, dass sie keine Muttersprachler des italienischen Textes sind.
Fazit: wir haben es hier mit einer soliden Aufführung zu tun, die ein wenig unter Bühnengeräuschen und Publikumsapplaus leidet.