Die ‘Große Messe’ des 26-jährigen Mozart blieb unvollendet. Frieder Bernius und Uwe Wolf haben eine neue Rekonstruktion vorgenommen, die « mit größtem Respekt vor dem vorhandenen Material das Mozartsche Fragment für heutige Ensembles aufführbar » machen will.
Die vorliegende Aufnahme ist die Ersteinspielung dieser neuen, kritischen Edition, in der die existierenden Teile des unvollständigen Credos vervollständigt wurde, das Credo aber dennoch ein Torso bleibt und mit ‘et homo factus est’ endet.
Mit seinen wie immer herausragenden guten Ensembles, dem Kammerchor und der Hofkapelle Stuttgart, gelingt Frieder Bernius eine flüssig musizierte, reliefreiche und pulsierende Interpretation.
Die Balance zwischen Chor und Orchester ist sehr gut, und für beide Ensembles bleibt durch die gute Arbeit der Tontechniker viel Transparenz erhalten. Bernius dirigiert zupackend, akzentreich, und die Musik klingt kraftvoll, aber gleichzeitig auch federnd und daher nie schwer.
Unter den Solisten fällt Sarah Wegener auf, deren Stimme eine angenehme und warme Klangfarbe hat. Die Vokallinien sind gepflegt und nur manchmal hat man den Eindruck von etwas sprunghaftem Singen. Sie vermeidet Vibrato nicht, aber es ist nicht aufdringlich. Das Vokalquartett ist freilich nicht besonders homogen, und Sarah Wegener überflügelt ihre Kollegen, vor allem die männlichen, mit ihrem strahlenden Gesang.
Als Bonustrack gibt es noch eine Aufführung des Credo-Fragments nach Mozarts lückenhaftem Autograph. Der Unterschied zum rekonstruierten Stück ist gewaltig!