Die 1984 geborene russische Koloratursopranistin Venera Gimadieva hat sich mit diesem Bellini-Donizetti-Rossini Programm viel vorgenommen. Das anspruchsvolle Programm bereitet ihr technisch keine Mühe, sie singt absolut brillant. Die Stimme hat einen großen Umfang und eine insgesamt hervorragende Tonqualität. Die Höhe ist bei guter Fokussierung brillant und klingt nur hin und wieder etwas angerissen scharf. Sehr schön ist sie bei reduziertem Volumen. Dann bekommt ihre Stimme die Wärme, die ihr nach oben hin etwas fehlt, und sie erlangt gerade dann auch mehr Ausdruckskraft. Ein gutes Beispiel ist ‘Ah! Non credea’ aus der ‘Sonnambula’. Doch sobald es gilt, mit Bravour und Spitzentönen Dramatik zu ertönen, wird die Stimme in allen Arien gleichförmig und gleichfarbig, und die Fiorituren erlangen nicht die Ausdruckskraft, die man bei anderen Sängerinnen der Spitzenklasse gehört hat.
Daher fällt einem umso mehr auf, wie empfindsam das Hallé Orchestra doch unter der Leitung von Gianluca Marciano spielt.
Die italienische Aussprache ist ebenso problematisch, und ich glaube, dass die Russin das italienische Repertoire zwar technisch mühelos bewältigen kann und durchaus nicht so ‘russisch’ singt, wie man das von vielen ihren Kompatriotinnen gewohnt ist, aber ganz auf italienisch ist sie immer noch nicht eingestellt.
Dennoch: wer sich von einer technisch brillanten Stimme und fast mühelosen Spitzentönen erregen lassen kann, wird mit dieser CD viel Freude haben.