Richard Strauss: Sonate für Cello & Klavier op. 6 + Don Quixote op. 35 + Zueignung op. 10 Nr. 1 + Ich trage meine Minne op. 32 Nr. 1 (arr. für Cello & Klavier); Daniel Müller-Schott, Herbert Schuch, Melbourne Symphony Orchestra, Andrew Davis; 1 CD Orfeo C 968 191; Aufnahmen 06/2017 (Don Quixote), 01/2019, Veröffentlichung 07/2019 (70'10) – Rezension von Remy Franck
Das Programm dieser CD ist chronologisch aufgebaut, und somit stehen die Stücke für Cello und Klavier vor dem Don Quixote. Das erlaubt es dem Hörer, gleich am Anfang mit der wunderbaren Sonate von Richard Strauss einen absoluten Höhepunkt zu erleben. Dieses Werk haben wir selten so spannungsvoll und rhetorisch gehört. Müller-Schott und Schuch spielen ungewöhnlich frei, stimulieren sich gegenseitig und bleiben permanent in einem lebendigen Dialog. Die virtuosen Passagen erklingen frisch und mit jugendlichem Elan, die innigen, schönen Momente des zweiten Satzes werden sehr kantabel gestaltet.
Im plastisch dargebotenen ‘Don Quixote’ zeigen die Musiker aus Melbourne ein beeindruckendes orchestrales Raffinement, und Andrew Davis gelingt eine Aufwertung vieler Phrasen, die meistens nicht so klar und deutlich werden. Hinzu kommt der ausgeprägte Sinn des Dirigenten für Dramatik, was dem Stück eine immense rhetorische Kraft und eine große Innenspannung gibt. Das Farbenspiel ist prachtvoll, die Nuancen sind bezaubernd, die Kontraste belebend. Ein Höhepunkt ist der absolut schräg gestaltete Kampf mit der Hammelherde.
Aber es ist nicht nur das Orchesterspiel, das fasziniert. Ein bestimmendes Element in dieser wunderbaren, sehr tonmalerischen Interpretation ist das Spiel des Cellisten Daniel Müller-Schott, der schön lyrisch, intensiv und mit spürbarer Begeisterung spielt. Besonders bezaubernd sind die Sommernacht und die Liebeserklärung an Dulcinea. Im Bratschisten Christopher Moore hat er zudem einen exzellenten und ausdrucksvoll aufspielenden Partner.
The program of this CD is chronologically structured, and therefore the pieces for cello and piano come before Don Quixote. This allows the listener to experience an absolute highlight right at the beginning, with the wonderful sonata by Richard Strauss. We have rarely heard this work in such an exciting and rhetorical performance. Müller-Schott’s and Schuch’s playing is unusually free. Both musicians stimulate each other and remain permanently in a lively dialogue. The virtuoso passages sound fresh and with youthful verve, the intimate, beautiful moments of the second movement are very cantabile. In Don Quixote the musicians from Melbourne show an impressive orchestral refinement, and Andrew Davis succeeds in upgrading many passages that otherwise never become so clear. In addition, the conductor’s distinct sense of drama gives the piece an immense rhetorical power and a great inner tension. The rich colours are splendid, the nuances are enchanting, the contrasts invigorating. A highlight is the absolutely grotesque fight against the herd of sheep. But it is not only the orchestral playing that fascinates. A determining element in the wonderful, very characteristic performance is the cellist Daniel Müller-Schott, whose playing is beautifully lyric and intensive. In the violist Christopher Moore, he has an excellent and expressive partner.