Wer an die Jahrhundertwende zum zwanzigsten Jahrhundert zurückdenkt, dem fällt im musikalisch künstlerischen Umfeld Alma Mahler-Werfel als Muse ein, die ein von verschiedenen Männern geprägtes bzw. prägendes Leben führte. Wohl weniger bekannt ist Mathilde, die Frau von Arnold Schönberg und Schwester von Alexander von Zemlinsky. Mit dem gemeinsamen Freund Richard Gerstl, einem Maler, hatte sie eine Affäre, die zum Ausschluss Gerstls aus dem Freundeskreis und unmittelbar zu seinem Selbstmord führte. Dieses emotionale Umfeld hatte Einfluss auf die Komponisten und ihre Werke, wie die beiden zweiten Streichquartette von Schönberg und Zemlinsky. Webers Langsamer Satz passt hier insofern ins Bild, als er noch von Brahms geprägt ist, dessen Muse bekanntlich Clara Schumann war.
Die Kompositionen am Übergang zur Zwölftonmusik erfahren durch das Arod Quartett eine ihrem Naturell entsprechende Widergabe, die die Blickrichtung der Werke ins Atonale und eine das zeitgenössische und mitunter auch das heutige Publikum noch erschreckende Musiksprache besonders deutlich werden lässt. Da wird nicht versucht, die noch vorhandenen tonalen Zentren hervorzuheben. Vielmehr schauen sie nach vorne und kosten die Modernität lustvoll aus.
Mit der Sopranistin Elsa Dreisig haben sie für Litanei und Entrückung in den Schlusssätzen bei Schönberg eine Gleichgesinnte gefunden, die ihre Partie mit kraftvoller Ausdrucksstärke vorzubringen weiß. Damit gelingt ihr eine Deutung, die sowohl am Text bleibt wie auch mit ihrer Intensität selten erreicht wird. Mit dieser Herangehensweise haben die fünf Protagonisten ein markantes Klanggebäude der Zeit gestaltet, dass sich einbrennt.