Marie Lenormand ist eine extrem stilvolle Interpretin der Vokalwerke von Ravel. Sie werden mit einem guten Gespür für den Text gesungen, auch wenn die Textverständlichkeit zu wünschen übrig lässt. Die Stimme bleibt in jedem Moment weich und ausdrucksvoll. Hervorragend ist auch die Begleitung durch das Ensemble Musica Nigella, das alle Farben der von Dirigent Takénori Némoto exzellent bearbeiteten Partituren aufs Schönste aufblühen lässt.
Sehr ansprechend ist auch die Interpretation von Ravels Introduction et Allegro. Die Konzertrhapsodie Tzigane geht Pablo Schatzmann sehr sensuell und bedächtig an, weit entfernt von der rassigen Leidenschaftlichkeit, die andere Interpreten darin gezeigt haben. Dies passt aber sehr gut zu der raffiniert ziselierten Bearbeitung von Némoto, die vor allem auf Farben und Stimmungen abzielt: ein kammermusikalischer Genuss!
Absolut hinreißend ist auch Nématas Ensemble-Version der Rhapsodie Espagnole. Die Reduktion vermittelt ein neues klangliches Gesicht der Komposition, weil Némoto ganz besonders raffinierte Akzente setzt und mit seinen Musikern ein wunderbares Farbenspiel erreicht. Mit veränderten Proportionen, Permutationen und der dadurch erfolgenden Konzentration des musikalischen Materials wird das Ohr geschärft für die Essenz der Musik.