Tchaikovsky hat zwei Klaviersonaten geschrieben, die erste im Jahre 1865, die zweite, in G-Dur, op. 37, im Jahre 1878 in Clarens, am Genfer See. Der Komponist benannte sie ‘Grande Sonate. Dennoch hatte er Bedenken bezüglich der Wirkung dieser Komposition, denn erst als er Rubinstein in seinem neuen Werk gehört hatte, war er « einfach überrascht über das künstlerische Niveau und die erstaunliche Kraft, mit denen er diese ein wenig trockene und komplizierte Sache spielt ». Diese erstaunliche Kraft findet sich auch bei Joseph Moog, der den ersten Satz sehr zupackend und virtuos spielt, ohne aber je ‘laut’ zu wirken. Sein Siel ist transparent und detailreich. In Moogs souveränem Spiel zerbröselt das gestalterisch sehr herausfordernde Andante nicht, sondern bleibt ‘zusammen’. Das kurze Scherzo wird hoch virtuos gemeistert, genau wie das Finale, dem Moogs Anschlagskunst mit feiner regulierter und abgestufter Dynamik zu optimaler Wirkung verhilft.
Der deutsch-polnische Musiker Xaver Scharwenka (1850-1924) ist eher als Musikpädagoge und Musikwissenschaftler bekannt denn als Komponist. Seine Zweite Sonate ist ein Stück leidenschaftlicher Musik, das vom Pianisten höchstes technisches Können verlangt. Joseph Moog hat es minutiös erarbeitet und wurde so frei, um es als souveräner Gestalter in kontrollierter Leidenschaftlichkeit zu spielen. In dieser Interpretation ist tatsächlich der Gegensatz von intellektueller Durchdringung und künstlerischer Spontaneität aufgehoben. Scharwenkas Musik bekommt dadurch eine singuläre Ausdruckskraft, die zeigt, welch großartiges Werk da so schlimm vernachlässigt wurde.
For sure, Joseph Moog’s account of Tchaikovsky’s romantic piano sonata is a very fine one, but the hit on his new CD is his passionate performance of Xaver Scharwenka’s sonata, a long neglected work which now stands up to full attention.