Wer in die Meisterklasse von Ivan Monighetti aufgenommen wird, braucht zumindest ein Höchstmaß an Talent. Was jedoch beim Abschlusskonzert in der Musikschule in Eschen zu erleben war, ging deutlich über die eigentliche Definition von Talent hinaus. Guy Engels berichtet.
Bei diesem Konzert spielten sechs Cellisten und Cellistinnen, die in ihrem jeweiligen Alter schon über ein beeindruckendes Maß von Musikalität verfügen. Das geht von der Jüngsten, Kanon Huang (10 Jahre), bis zum Ältesten, Petar Pejcic (21 Jahre).
Kanon Huang eröffnete das Program mit einer sehr spielerischen Interpretation von David Poppers Tarantella op.33/1. Geradezu intuitiv erfasste die taiwanesisch-japanische Cellistin den tänzerischen, quirlig-leichten Charakter dieser Komposition.
Gabriel Fauré hatte eine Vorliebe für das Cello und komponierte 1880 seine Elegie c-Moll, die Jana Bojanowski mit sehr schönem, kantablem Bogenstrich interpretierte. Obwohl eine Elegie eigentlich ein Klagelied ist, ließ Jana Bojanowski immer wieder heitere, hoffnungsvolle Stimmungen aufleuchten, was ihrem Spiel zusätzlichen Farbenreichtum verlieh, den sie mustergültig in den anschließenden Paganini-Variationen über ‘Moses in Ägypten’ zur Geltung brachte. Ein strahlendes Lächeln zum Ende ihres Vortrages unterstrich überdies ihr kommunikatives Talent.
Dies gilt auch für Anna Izabela Komusinski, die zudem in David Popper Konzertpolonaise op. 14 mit viel gestalterischem Gespür überzeugte. Kluge Rubati und Tempoverschiebungen machten aus diesem Werk nicht nur einen bloßen Tanz, sondern beleuchteten gleichermaßen intensiv die heiteren wie die melancholischen Facetten dieses Werk. Dass die junge polnische Cellistin auch Virtuosität kann, zeigte sie spielerisch leicht in Nikolai Rimsky-Korsakovs Hummelflug.
Russisch ging es weiter im Programm mit zwei Sätzen aus der gewaltigen Cellosonate d-Moll von Dmitri Shostakovich. Luis Aracama investierte sich mit ganzer Seele, mit viel Leidenschaft in dieses Werk, schaffte im ersten Satz eine ungemeine innere Spannung, laute, stille Schreie, die im anschließenden Allegro geradezu brachial ausbrachen. In dieses knisternde Spannungsfeld zwischen expressiver Introspektion und explosiver Extrovertiertheit zog er auch die Zuhörer hinein – eine äußerst intensive Art der Kommunikation.
Mit feinem improvisatorischem Gestus wartete Maria Salvatori auf. Allein auf dem Konzertpodium mit sich und ihrem Cello, ließ sie mit den vielfältigen Spielarten des Instrumentes ‘Intermezzo e Danza finale’ aus Gaspar Cassados Cellosuite Gestalt annehmen, formte aus den einzelnen Episoden mit verblüffender Selbstverständlichkeit ein stimmungsreiches Tableau. Zum gestalterischen Können gesellte sich in Svante Henrysons jazzigem Black Run auch noch eine unbändige Spielfreude.
Mit Tchaikovskys Rokoko-Variationen beschloss Petar Pejcic das Programm. Auch er überzeugte mit viel gestalterischem Können, das gerade den klassisch verspielten, ornamentalen Charakter des Werkes bestens zur Geltung brachte, dies in feinstem Dialog mit Ofelia Montalvan am Klavier, die sämtlichen Musikern eine exzellente, zuverlässige und vor allem zuhörende Partnerin war.