Werke von Cassado bis Ligeti standen auf dem Programm des Konzertabends in Eschen, ein spannender Einblick in die Cello-Literatur, wie sie sich von der Spätromantik bis in unsere Zeit entwickelt hat. Am Klavier begleitete Naoko Sonoda. Guy Engels berichtet.
Mit Gaspar Cassado und Carl Davidoff waren zwei unumgängliche Größen des 19. Jahrhunderts präsent – legendäre Cellisten, die natürlich für ihr Instrument geschrieben haben. Kanon Huang machte den Anfang mit Cassados Sonate im altspanischen Stil, die sie mit viel Charme, leichtfüßig und feinfühlig in Klang umsetzte. Es gab keine aufgesetzte spanische Folklore, dafür eine umso schönere Kantine im Grave-Satz.
Charlotte Melkonian hatte sich dem Charakterstück ‘Am Springbrunnen’ von Carl Davidoff zugewandt. Man konnte wunderbar miterleben, wie die Wasserfontänen sprudelten, die Tropfen heiter perlten. Melkonians Zugang war virtuos und spielerisch, und die Komposition kam ihr mehr entgegen als zuvor der Eingangssatz aus Dmitri Kabalewskis erstem Cellokonzert. Die Cellistin beeindruckte mit feiner Lyrik und intensivem Ausdruck. Aber man kann von einer Neunjährigen nicht verlangen, die historischen Hintergründe, die unmittelbare Nachkriegszeit nach 1945, in der dieses Werk entstand und auf die es Bezug nimmt, zu verinnerlichen. Diese Dimension, angedeutet u.a. in den strengen Marschrhythmen, musste unterbeleuchtet bleiben.
Russische Musik gab es noch einmal mit Jan Vargas Nedvetsky, der eine Auswahl aus Tchaikovskys Rokoko-Variationen spielte. Zunächst ist die kluge Zusammenstellung hervorzuheben, die auch in dieser verkürzten Fassung ein Ganzes bildete. Dazu gehört aber vor allem die feinfühlige gestalterische Art und Weise des Cellisten, der mit zartem Bogenstrich vom Hauptthema nahtlos in die einzelnen Variationen überging, die er sehr nuanciert und stets mit einem Hauch Eleganz interpretierte.
Álvaro Lozano Cames dialogisierte äußerst anregend in der Solo-Sonate von György Ligeti, der wesentliche Charakterzug des Eingangssatzes dieser Komposition. Das Frage-und-Antwortspiel hatte eine fein ausbalancierte Struktur, viel Relief und Charakter. Mit Schwung ging es in das anschließende Capriccio, das nie übermutig, dafür dynamisch ausgewogen erklang.
Mit Dialog ist auch der erste Satz von Benjamin Brittens Sonate überschrieben. Caterina Isaia spielte drei Sätze aus dieser Komposition und beeindruckte mit ihrer reifen Lektüre, dem intensiven, ausdrucksstarken Klang sowie den gleichermaßen wunderbar intimen Momenten. Mühelos gestaltete sie den flirrenden Pizzicato-Satz, atemberaubend das finale Moto perpetuo.
Zoltán Kodály hat den ersten Satz seiner Solo-Sonate mit Molto appassionato überschrieben, eine Angabe, die Arne Zeller definitiv verinnerlicht hatte. Sein Kodaly war leidenschaftlich, zupackend, die Spannung liess zu keinem Moment nach. Bei aller Expressivität pflegte Zeller stets seinen ansprechenden, kantilenenhaften Klang.
Das Konzert sowie die Interviews mit den Studenten können Sie online unter www.kulmag.live kostenlos und jederzeit anschauen.