Ich hasse es, wenn in einer Operninszenierung nichts zueinander passt, das Bühnenbild nicht zum Text, die Requisiten nicht zum Bühnenbild etc. Kurz gesagt, ich hasse diese überfrachtete Walküren-Inszenierung mit einem Bühnenbild, das von stupiden Ideen nur so strotzt, so als hätten Regisseur und Bühnenbilder in einem Katalog geschaut, was man denn noch alles auf die Bühne setzen könne, etwa einen Leder-Bürostuhl neben eine Felsenquelle in demselben Büro. Logisch, weil Hunding ja ein Büro haben muss…Er braucht sowas…
Aber da man neue Opernaufnahmen quasi nur noch als Live-Videos angeboten bekommt, und eine Blu-ray letztlich nicht mehr kostet als ein Set von mehreren CDs, kann man es sich auch leisten, das Bild wegzuschalten, was ich denn auch gemacht habe, um mich ganz auf die Musik zu konzentrieren.
Und die ist durchaus beachtlich. Stuart Skeltons baritonal gefärbte Tenorstimme liefert einen erstaunlich fein nuancierten und angenehm schön gesungenen Siegmund. Ihm gegenüber steht Ain Anger, der einen harten, harschen und eiskalten Hunding singt, sehr passend zur Figur. Dazwischen steht die nicht eben so herausragende Sieglinde von Emily Magee. Enthusiasmus über die Begegnung mit Siegmund lässt sich aus ihrem Gesang nicht gerade hören. Passend ist sie erst im zweiten Akt.
Neue Figuren bringt Wagner in diesem 2. Akt ins Spiel: Den Wotan singt John Lundgren mit klarer, gut artikulierender Stimme und ebenso viel Götterautorität wie Vaterliebe. Nina Stemmes Brünnhilde ist einfach großartig. Ihr wunderbares Timbre, ihr gepflegter Gesang, ihr Rollenverständnis und ihre stimmliche Darstellungskraft sind phänomenal. In der Abschiedsszene ist sie total ergreifend.
Sarah Connolly singt eine sehr gute Fricka, die Rollen der anderen Walküren sind ordentlich besetzt.
Neben dem was, von der Bühne kommt, ist aber vor allem auch der Beitrag aus dem Orchestergraben ganz hervorragend. Pappano spornt das Orchester des Royal Opera House zu einem qualitativ hohen, engagierten und kraftvoll-dynamischen Musizieren an. Aber auch die Farbenpalette ist großartig, so dass das Orchester einen gestalterisch wichtigen, stimmungs- und spannungsvollen Beitrag leistet.
Die Tonaufnahme ist gut, die Balance zwischen Graben und Bühne ist fein geregelt. Allein, das was aus dem hinteren Lautsprechern kommt, ist nicht ausreichend. Der Unterschied zwischen dem Stereo- und dem Surround-Klangbild ist gering.
Fazit: Auch wenn die Inszenierung Mängel aufweist: dies ist musikalisch die bei weitem beste Walküre, die ich in diesem Jahrhundert gehört habe.