Der Musikfreund, der diese CD in den Händen hält, wird sich verdutzt fragen: Nanu, was heißt denn das jetzt? Vor wenigen Monaten ist doch erst eine CD auf dem Markt erscchienen mit dem Helsinki Philharmonic Orchestra unter der Leitung von John Storgårds (cf. Pizzicato-Druckausgabe Januar 2013), die von sich behauptet, sie sei die erste, die Korngolds vollständige Bühnenmusik zu ‘Viel Lärm um Nichts’ beinhaltet. Storgårds Einspielung kommt auf eine Dauer von 43’38, die Neue unter John Mauceri aber zeigt 69’05 an. Diese Angabe ist allerdings falsch. Die Gesamtdauer der CD beträgt in Wirklichkeit nur 68’07. Dennoch stellt sich die berechtigte Frage: Soll die vollständig vollständige Musik also um fast 25 Minuten länger sein, als das, was bisher angenommen wurde? Dann hätte man uns ja mit der Ondine-Einspielung schön hereingelegt! Doch sachte, sachte! So schlimm ist es nicht. Hier die nötige Erklärung: Storgårds hat tatsächlich alle 14 Stücke eingespielt in der Reihenfolge, wie sie offiziell festgehalten ist, Mauceri aber bietet eine Fassung, in die er auch Dialoge einbaut, da, wo Korngold sie in seiner Musik vorsieht. Zum Schluss fügt Mauceri dann ein zweites Mal die wichtigsten Sätze ohne diese Dialoge hinzu: ‘Festmusik’, ‘Gartenmusik’, ‘Intermezzo’, ‘Trauermusik’ und ‘Schlusstanz’, was eine Zusatzdauer von 21’16 ausmacht. Für die Fassung mit den Dialogen (auf Englisch) kommt er demnach auf eine Zeit von 46’51, die also nicht viel länger als bei Storgårds ist. Dennoch hat Mauceri einige Stücke mehr aufgenommen. Er hat nämlich weitere Forschungen angestellt und von der Österreichischen Nationalbibliothek Photokopien des Originalmaterials erhalten, das in Wien am 6. Mai 1920 zur Uraufführung gekommen war, zusammen mit der von Korngold annotierten Dirigentenpartitur, und so kann man tatsächlich vier Stücke hören – zwei Musiken zu Szenenwechseln, eine ‘Kriegsmusik’ und eine ‘Gerichtsszene’ –, die selbst den besten Korngoldkennern unbekannt sein dürften.
Nun aber zur Produktion selbst! Sie hält die amerikanische Erstaufführung von Shakespeares ‘Much Ado about Nothing’ mit der Korngoldschen Musik fest, die am 29. März 2012 in Winston-Salem stattfand mit der Symphonieorchester- und der Theaterabteilung der ‘University of North Carolina School of the Arts’. Dies allein schon gibt der Einspielung eine bestrickende Lebendigkeit und Frische, zumal man die Begeisterung aller Teilnehmer spürt. Dabei hält sich Mauceri, der seit langem einer der echten Korngold-Spezialisten ist, genau an die Orchestrierung des Komponisten für 19 Musiker, und man kann nur staunen über die präzise und glanzvolle Darbietung ‘seiner’ Hochschulstudenten.
Auch die sprachliche Gestaltung der mit Text unterlegten Musikteile ist brillant. Natürlich ist dafür gesorgt worden, dass die Mikrophone in unmittelbarer Nähe der Schauspieler aufgestellt sind, sodass man an eine Hörspielaufnahme denkt. Man wird sich auch bewusst, wie gekonnt Korngold die Texte unter seine Musik, resp. seine Musik über die Texte gesetzt hat. Mauceri spricht denn auch von einem ‘restoring this pre-Hollywood theatrical music’ für das, was er hier geleistet hat und das einmal mehr Staunen und Bewunderung auslöst über die phänomenale Begabung des ‘Wunderkindes’ Korngold, der mit wenigen Noten und einer immer erneut faszinierenden Orchestrierung musikalische Kleinode zu schaffen versteht. Prachtvoll!
John Mauceri’s extended version of Korngold’s ‘Much Ado about Nothing, op. 11’ comprises spoken text, which explains the duration of more than an hour. This ‘ theatrical music’ is stunningly effective and, thus, a most valuable addition to the work’s discography.