Nach der Premiere von ‘Le Désert’, 1844 in Paris, schrieb Hector Berlioz, Félicien David sei ein Genie. Das war einer der vielen Geistesblitze des Franzosen, deren Bedeutung von der Geschichte relativiert wurden. Auch jetzt, nach der immerhin schon zweiten Aufnahme des Werks, wird keiner von einem absoluten Geniestreich reden. Aber die Musik ist letzlich doch sehr charakteristisch und verdient, gehört zu werden.
Das Waisenkind Félicien-César David wurde an der Sängerschule der Kathedrale Saint-Sauveur in Aix-en-Provence ausgebildet, wo er später Kapellmeister wurde. Ab 1830 ermöglichte ihm die finanzielle Hilfe eines Onkels die Fortführung seiner Studien am Konservatorium in Paris, wo er aber nicht nur Musik lernte, sondern auch politisch aktiv wurde und sich dem religiös-sozialistischen Saint-Simonismus anschloss. Als die Bewegung verboten wurde, war David gezwungen, Frankreich zu verlassen. Er bereiste den Nahen Osten und Nordafrika und kehrte schließlich 1835 nach Frankreich zurück, wo er sich zu einem Orientalisten im Musikleben entwickelte.
Der Erfolg von ‘Le Désert’ gab seinem Schaffen großen Auftrieb. Diese symphonische Ode für Sprecher, Tenor, Männerchor und Orchester ist musikalisch mit charakteristischen Themen sehr einprägsam, zumal diese Themen leitmotivisch immer wiederkehren. Es werden Karawanen beschrieben, Abend- und Nachtstimmung in der Wüste, ein arabischer Tanz, ein Sturm, und der Höhepunkt ist der Gesang des Muezzins, so sehr dieses Lied – wie auch die anderen orientalisch angehauchten Melodien – seinen französischen Urheber nicht verleugnet. Eine gewisse Exotik kann man dem Werk jedoch nicht absprechen, und in der revitalisierend dramatischen Interpretation von Laurence Equilbey wird es sogar teilweise richtig spektakulär.
Sowohl der Chor Accentus als auch die Solisten und das Pariser Kammerorchester entzünden in der Musik das Feuer des ganz Speziellen, das auch schnell den Zuhörer ergreift.
Auf der Doppel-CD sind zwei Fassungen des Werks enthalten: die Fassung ohne Sprecher sowie die Urversion mit gesprochenen französischen Versen.
Félicien David’s Le Désert is a good example of the once popular orientalist trend in France. In three tableaux David depicts – in a traditional French manner but with oriental flavour – a caravan, a nocturnal halt, the sunrise in the Desert, and the song of the muezzin. Laurence Equibey and her French forces provide a fine and dramatic performance in two versions, one with narrator, one without.