Der Cellist Trey Lee verbindet mit dieser Einspielung mehrere Absichten. Zum einen zeigt er sich bei den Liedern von Schubert und den Jahreszeiten von Piazzolla als Arrangeur für sein Instrument, das Cello. Vornehmlich will er die Darstellung des Jahreslaufs in der Musik verdeutlichen und, wenn auch die Werke selber nicht dazu komponiert worden sind, darauf hinweisen, welchen Einfluss die Klimakrise auf die Jahreszeiten nimmt.
Dabei begibt er sich, wie er dem Album mitgibt, auch auf eine Reise durch unsere Welt und die Historie. Für die Lieder von Franz Schubert hat er je eines für eine Jahreszeit genommen. Dieser Teil steht für die Vergangenheit. Die Gegenwart bildet er mit den Vier Jahreszeiten von Buenos Aires von Astor Piazzolla ab. Für Lee stellt das Cellokonzert des finnischen Komponisten Kirmo Lintinen die Zukunft dar.
Lintinen arbeitet in verschiedenen Genres und vermischt diese. Das dem Solisten gewidmete Cellokonzert ist ein Beispiel des eklektischen Stils. Die Zukunft wird im dystopischen Kopfsatz angezeigt, während der zweite erst auf barocke Ideale zurückblickt, bevor auch hier die darunter liegende Veränderung hörbar wird. Im dritten Satz, der Kadenz, zeigt sich das Cello als trotziger Ablehner der Situation. Das Finale schließt mit einem freudigen Fest, das auch Reminiszenzen an die anfängliche Zerstörung bringt. Insgesamt mag man das Werk als imaginäre Reise in die Natur der Zukunft hören, die durch die Umweltkrise entsteht.
Der Solist Trey Lee beherrscht das Cello und führt mit seinem eher sachlichen Ton wie ein Betrachter an die Musik heran. Er kommt bei den Werken auch mit virtuosem Ansatz zur Geltung. Insbesondere bei den Jahreszeiten und dem Konzert bieten sich ihm vielfältige Möglichkeiten, sein Können darzustellen und sich intellektuell zu positionieren. Diese Seiten führen bei den genannten beiden Stücken zu attraktiven Höreindrücken.
Bei Schubert und in gewissem Maße auch bei Piazzolla ist die emotionale Durchdringung begrenzt. Schubert klingt für mich zu neutral. Da hilft auch die Begleitung Georgy Tchaidze, einem bestens agierenden Pianisten, nur begrenzt weiter.
Bei Piazzolla wird der genaue argentinische Ausdruck nicht verwirklicht. Zwar spielen Lee und das English Chamber Orchestra, geleitet von Emilia Horving, die Komposition mit allen spieltechnischen Raffinessen und man kann zunächst mit dem Ergebnis mehr als zufrieden sein. Aber der Tonfall sollte noch spezifischer sein.
Die finnische Dirigentin leitet das English Chamber Orchestra auch bei dem Werk von Lintinen. Und auch in diesem Stück bieten sie eine geschlossene technisch versierte Sicht auf die Musik, so dass einmal mehr die Qualitäten des Orchesters wahrnehmbar werden.
Cellist Trey Lee combines several intentions with this recording. On the one hand, he shows himself to be an arranger for his instrument, the cello, with Schubert’s songs and Piazzolla’s Seasons. His main aim is to illustrate the depiction of the course of the year in music and, even if the works themselves were not composed for this purpose, to point out the influence of the climate crisis on the seasons.
In doing so, he also takes the album on a journey through our world and history. For each of Franz Schubert’s songs, he has chosen one for a season. This part represents the past. He depicts the present with the Four Seasons of Buenos Aires by Astor Piazzolla. For Lee, the cello concerto by Finnish composer Kirmo Lintinen represents the future.
Lintinen works in different genres and mixes them. The cello concerto dedicated to the soloist is an example of the eclectic style. The future is indicated in the dystopian first movement, while the second first looks back to baroque ideals before the underlying change becomes audible here too. In the third movement, the cadenza, the cello presents itself as a defiant rejecter of the situation. The finale concludes with a joyful celebration, which also brings reminiscences of the initial destruction. Overall, the work can be heard as an imaginary journey into the nature of the future, which is created by the environmental crisis.
Soloist Trey Lee is a master of the cello and approaches the music like an observer with his rather matter-of-fact tone. He also comes into his own in the works with a virtuoso approach. The Seasons and the Concerto in particular offer him a variety of opportunities to showcase his skills and position himself intellectually. These aspects lead to attractive listening impressions in the two pieces mentioned.
With Schubert and to a certain extent also with Piazzolla, the emotional penetration is limited. Schubert sounds too neutral for me. Even the accompaniment by Georgy Tchaidze, an excellent pianist, only helps to a limited extent.
With Piazzolla, the exact Argentinian expression is not realized. Lee and the English Chamber Orchestra, conducted by Emilia Horving, play the composition with all the technical refinements and one can initially be more than satisfied with the result. But the tone should be even more specific.
The Finnish conductor also leads the English Chamber Orchestra in the work by Lintinen. And in this piece, too, they offer a cohesive, technically accomplished view of the music, so that once again the qualities of the orchestra become perceptible.