Mit dem Vorspiel zu Wagners Tristan und Isolde beginnt diese CD, in welcher der Tod im Mittelpunkt steht, den Jakub Hrusa nicht nur als einen Moment voller Verzweiflung interpretiert, sondern auch als ein Element, « das unserem Leben einen Sinn gibt ».
Im Orchesterspiel manifestiert sich zunächst viel Zärtlichkeit, ehe ein breiter lyrischer Atem zu mehr Emphase und mehr Sensualität führt. Das ergibt einen dramaturgischen Verlauf, der in ähnlicher Form auch den Liebestod aus derselben Oper bereichert.
Jakub Hrusa legt diesen Liebestod in einem langen Crescendo an, bleibt anfangs eher zurückhaltend, wie in Trauer versunken, dann aber dringt er in großartige Gefühlsgegenden ein und entfacht eine Glut, die den Zuhörer beeindrucken muss.
Bei dem nächsten Werk, Mahlers ‘Totenfeier’, handelt es sich um die Urfassung des ersten Satzes der späteren Zweiten Symphonie. Mahler hatte die Pläne, diese c-Moll-Symphonie zu schreiben, vorübergehend aufgegeben und gab den ersten Satz als individuelles Stück unter dem Titel ‘Totenfeier’ heraus. Es ist nicht uninteressant, diese wuchtige Grobfassung zu hören, besonderes weil Hrusa die dunkle Schwermut dieser Musik betont, aber nicht ohne mit viel Detailarbeit die verschiedenen Ebenen sorgfältig auszuleuchten. Insbesondere die letzten vier Minuten sind genial gut. Zunächst hält man den Atem an, wenn alles abzusterben droht, und dann erwachen mit den wunderbaren Bamberger Bläsern zarte Blumen, die den Totenmarsch säumen.
Hinreißend ist die Tondichtung ‘Tod und Verklärung’, die von einem immensen Atem durchzogen ist, in großartiger Weise von Höhepunkt zu Höhepunkt pendelt und immer den Blick auf das Wesentliche richtet, auf das Zärtliche, das Leidenschaftliche, aufs Stocken und Weiterleben, auf die freundliche Träume, von denen Strauss sprach, und genauso auf die « gräßlichen Schmerzen », ehe die Seele in Verklärung den gemarterten Körper verlässt. Jakub Hrusa lässt keinen Zweifel daran, dass die Musik programmatisch ist, etwas beschreibt, wobei es ganz gleichgültig ist, ob Strauss es erlebt hat oder nicht.
Hrusas Interpretation lebt von lyrischer wie leidenschaftlicher Expressivität und ihren großen Spannungsbögen.
Der emotional stärkste Moment ist aber sondern Zweifel das Adagietto aus der 5. Symphonie von Gustav Mahler. Hrusa nimmt sich Zeit dafür, fast zehn Minuten, lässt die Musik sensuell und ätherisch werden, als musikalische Feier der Sonnenwesen, wie sie Parmenides beschreibt, der ja auch im Tod eine Fülle sah, die man kaum begreifen kann.
On this CD the focus is on death, which Jakub Hrusa interprets not only as a moment full of despair and tragedy, but also as an element « that gives meaning to our lives ». The program begins with the prelude to Wagner’s Tristan und Isolde. In the orchestral playing, a lot of tenderness manifests itself at first before a broad lyrical breath leads to more emphasis and more sensuality. This results in a dramaturgical progression that also enriches the Liebestod from the same opera.
Jakub Hrusa sets the Liebestod in a long crescendo, remaining at first rather restrained, as if immersed in mourning, but then penetrating into grandiose areas of feeling and kindling a fervor that must impress the listener.
The next work, Mahler’s ‘Totenfeier,’ is the original version of the first movement of the later Second Symphony. Mahler had temporarily abandoned plans to write this C minor symphony and issued the first movement as an individual piece under the title ‘Totenfeier’. It is not uninteresting to hear this massive rough version in particular because Hrusa emphasizes the dark melancholy of this music, but not without carefully illuminating the various levels with a great deal of detail. The last four minutes in particular are brilliantly good. At first one holds one’s breath as everything threatens to die away and then delicate flowers awaken with the wonderful Bamberg winds, lining the funeral march.
The tone poem ‘Tod und Verklärung’ (Death and Transfiguration) is ravishing, suffused with immense breath, swinging magnificently from climax to climax, always focusing on the essential, on the tender, the passionate, on faltering and living on, on the friendly dreams Strauss spoke of, and just as much on the « ghastly pains » before the soul leaves the martyred body in transfiguration. Jakub Hrusa leaves no doubt that the music is programmatic, describes something, whereby it is quite indifferent whether Strauss experienced it or not.
Hrusa’s interpretation thrives on both lyrical and passionate expressivity and its great arcs of tension.
The emotionally strongest moment, however, is without doubt the Adagietto from Gustav Mahler’s 5th Symphony. Hrusa takes his time for it, almost ten minutes, letting the music become sensual and ethereal, as a musical celebration of the solar beings, as described by Parmenides, who also saw in death a fullness that one can hardly comprehend.