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Wenn man immer wieder mitbekommt, wie Menschen miteinander umgehen, muss man sagen, diese Aufnahme stellt drei Werke vor, die in einer zutiefst unmenschlichen, also diktatorischen, seelisch folternden Gewaltherrschaft von Stalin in der Sowjetunion entstanden.
Dabei bietet Dirigent Ian Niederhoffer sich auch als Sprecher an, der anhand der Situation der drei Komponisten im Umfeld des stalinistischen Terrors auch für die Kultur deren Überleben und die daraus in die Kompositionen eingeflossenen Elemente in englischer Sprache skizziert.
Das von Niederhoffer gegründete und geleitete Ensemble Parlando spielt die ausgewählten Stücke mit zupackend spritziger Energie. Ruhe und Entspannung sind kaum wahrzunehmen. Da mag man dann die Anspannung oder wohl besser Angst der Komponisten vor dem Staatsterror heraushören. Doch bleiben sie dabei interpretatorisch sicher und gerichtet auf dem Weg und werden stilistisch nicht hasenfüßig. Vielmehr zeigen sie, dass die Tonsetzer bei aller Misslichkeit in ihrer Lage durchaus, wenn auch ggf. mit Verklausulierungen, ihren Stil standhaft weiterverfolgten.
In den Ausführungen von Niederhoffer dürfte das Schicksal von Shostakovich weitgehend bekannt sein, auch das von Weinberg hat inzwischen eine gewisse Bekanntheit erlangt, so dass die Anmerkungen zu diesen beiden der Vertiefung des Wissens helfen.
Bezüglich Edvard Mirozoyan gilt anderes. Sowohl seine Musik als auch die diesbezüglichen Anmerkungen bieten neue Eindrücke. Die Musik lebt auch von den Einflüssen der Herkunft, also der armenischen Heimat von Mirozoyan, insbesondere im zweiten Satz. Darüber hinaus eröffnet die Symphonie mit Anklängen an orthodoxe Chorwerke. Im dritten Satz wird das Werk beschwörend und traurig und bildet damit eine Brücke zum armenischen Komponisten Komitas, bevor im vierten Satz Freude und ein Fest des Lebens der Unterdrückung trotzen.
Die junge Violinistin Aubree Oliverson gibt dem Concertino für Violine und Streichorchester von Weinberg eine positive Seite und betont die lichtvollen Seiten. Sie bringt sich mit Gefühl ein und erlaubt auch innige Momente.
Der Konzertmeister Joel Lambdin fügt in den beiden ersten Sätzen der Symphonie weitere Soli auf seiner Violine hinzu. Vor allem aber verhilft Andrew Beall an den Pauken dazu, in diesem Stück die bewegende Seite drohender Schläge zu zeigen.
Nach dem zweiten Krieg um Nagorno-Karabakh entstanden, bündelt dasWerk von Mirzoyan präzise Emotionen und zeigt damit die Fähigkeit, im Angesicht des Unglücks zu widerstehen und eine armenische Sinfonie komponieren. Zusammen mit den erläuternden Ausführungen übermittelt das erste Album von Parlando neben der Musik eine Mission.
If you keep hearing how people treat each other, you have to say that this recording presents three works that were composed during Stalin’s deeply inhuman, i.e. dictatorial, mentally torturous tyranny in the Soviet Union. Conductor Ian Niederhoffer also offers his services as narrator, outlining in English the situation of the three composers in the environment of Stalinist terror, their survival and the elements that flowed into their compositions.
The Ensemble Parlando, founded and led by Niederhoffer, plays the selected pieces with gripping, lively energy. Rest and relaxation are barely perceptible. You can hear the composers’ tension, or rather fear, of state terror. However, they remain confident and focused in their interpretation and do not become stylistically hare-footed. On the contrary, they show that the composers, despite all the misery of their situation, continued to pursue their style steadfastly, even if they did so with some clouding.
The fate of Shostakovich should be largely known as shown in Niederhoffer’s remarks, and that of Weinberg has also gained a certain degree of recognition in the meantime, so that the notes on these two help to deepen our knowledge.
The situation with Edvard Mirozoyan is different. Both his music and the notes on it offer new impressions. The music also lives from the influences of Mirozoyan’s Armenian homeland, especially in the second movement. In addition, the symphony opens with echoes of Orthodox choral works. In the third movement, the work becomes evocative and sad, forming a bridge to the Armenian composer Komitas, before joy and a celebration of life defy oppression in the fourth movement.
The young violinist Aubree Oliverson gives Weinberg’s Concertino for violin and string orchestra a positive side and emphasizes its lighter aspects. She contributes with feeling and also allows for intimate moments.
Concertmaster Joel Lambdin adds further solos on his violin in the first two movements of the symphony. Above all, however, Andrew Beall on the timpani helps to show the moving side of threatening blows in this piece.
Composed after the second war for Nagorno-Karabakh, Mirzoyan’s work concentrates precise emotions, demonstrating the ability to resist in the face of adversity and compose an Armenian symphony. Together with the explanatory notes, Parlando’s first album conveys a mission alongside the music.