Im 13. Jahrhundert kannten die drei Religionen der damaligen Zeit, nämlich die christlichen, jüdischen und muslimischen Glaubensgemeinschaften ein friedliches Nebeneinander. Jordi Savall nimmt als zentrale Figur den katalanischen Philosophen, Theologen, Missionar und Dichter Ramon Llull für sein symbolisches und musikalisches Völkerverständigungsprojekt. In diesem informationsreichen CD-Buch lässt Savall den Hörer an einer aufregenden Reise durch die Kulturen teilhaben, in der wir einer ganzen Reihe von mittelalterlichen Musikgenres in Form von Liedern und Tänzen begegnen. Savall und seine exzellenten Musiker und Sänger der ‘Capella Reial de Catalunya’ und von ‘Hesperion XXI’ werden von zusätzlichen Musikern aus Syrien, Griechenland oder Marokko begleitet. Zwischen den Musikstücken rezitieren Silva Bel und Jordi Boixaderas Llulls Texte in der katalanischen Originalsprache. Für die Hörer allerdings, die diese Sprache nicht beherrschen – und das dürften die meisten sein – hätte man sich eine andere ergänzende Textalternative gewünscht, wie Savall dies ja schon bei seinem Erasmus-Projekt getan hat. Trotzdem eine hörenswerte und musikhistorisch wichtige CD-Produktion abseits allen Mainstreams.
Ramon Llull: Temps de conquestes, de diàloe i desconhort; Silvia Bel, Jordi Boixaderas, Rezitation, La Capella Reial de Catalunya, Hesperion XXI, Jordi Savall; 2 SACDs Alia Vox AVSA9917; Aufnahme 11/2015, Veröffentichung 06/2016 (137’42) - Rezension von Alain Steffen