Jahrzehntelang hatte sich Riccardo Muti mit Beethovens Missa Solemnis beschäftigt, aber erst im August 2021 dirigierte er das Werk zum ersten Mal in Salzburg.
Die ersten paar Minuten zeigen schon, um was es dem Dirigenten geht, nämlich um das Solemnis, um das Feierliche, das er mit viel Wohlklang im meist breitem Tempo realisiert. Doch auch das Drama liegt ihm am Herzen, das er effektvoll, aber nicht frei von theatralischem Pathos hörbar macht. So wunderbar wie die Wiener Philharmoniker auch spielen, das Vokale dominiert und man kann sich des Eindrucks einer letztlich etwas opernhaften Interpretation mit einem Schuss Italianità nicht erwehren.
Neben dem exzellenten Wiener Staatsopernchor steht Muti ein Solisten-Quartett zu Verfügung, in dem vor allem die beiden Frauenstimmen gefallen. Tenor Dmitry Korchaks Stimme hat etwas Mühe im unteren Register und strahlt er so richtig gut im oben Bereich und bei voller Kraft. Der Bass Ildar Abdrazakov kann sich oft nicht gut durchsetzen.
Am Ende aber fragt man sich, warum eigentlich diese Missa einen während 90 Minuten nicht wirklich berührt hat, außer vielleicht in kurzen Passagen des Credos und des Benedictus. Ist es das kontinuierlich Breite und Feierliche, das einen Mangel an interpretativer Differenzierung verschuldet? Ist es das Fehlen eines wirklich dynamisch abwechslungsreichen Musizierens, weil hier vor allem der Bereich ab dem Mezzoforte nach oben ausgelotet wird? Es gibt in dieser Missa Solemnis zu wenig Kontraste, keine wirklich für Spannung sorgende Rhythmik, dafür aber viel Langeweile.
Riccardo Muti had been working on Beethoven’s Missa Solemnis for decades, but it was not until August 2021 that he conducted the work for the first time in Salzburg.
The first few minutes already show what the conductor is all about, namely the Solemnis, the solemn, which he realizes with a lot of euphony in a mostly broad tempo. But the drama is also close to his heart, which he makes audible effectively, but not free of theatrical pathos. As wonderfully as the Vienna Philharmonic plays, the vocal dominates and one cannot help the impression of an ultimately somewhat operatic interpretation with a dash of Italianità.
In addition to the excellent Vienna State Opera Chorus, Muti has a quartet of soloists at his disposal, in which the two female voices are particularly pleasing. Tenor Dmitry Korchak’s voice struggles a bit in the lower register and really shines in the upper range and at full power. Bass Ildar Abdrazakov remains a bit pale.
In the end, however, one wonders why, this Missa did not really move one during 90 minutes, except perhaps in brief passages of the Credo and Benedictus. Is it the continuous breadth and solemnity that is to blame for a lack of interpretative differentiation? Is it the lack of truly dynamically varied music-making, as the range from the mezzoforte upward is primarily explored here? There are too few contrasts in this Missa Solemnis, no rhythms that really create tension, but instead a lot of boredom.