Einige Jahre vor Goethes ‘Leiden des jungen Werther’ und damit der literarischen Romantik entstanden diese Gambensonaten. Damit hinkten sie hinterher, denn die große Zeit der Gambe war bereits vorbei. Dieses gegenüber dem Cello klangfeinere und leisere Instrument kam aus der Mode, weil sich die Musik aus den Salons in größere Säle verlagerte. Lediglich einzelne Inseln widersetzten sich dem eine Zeit lang. Dazu gehörte der Hof Friedrichs des Großen, an dem viele große Künstler zu finden waren, so etwa Carl Philipp Emanuel Bach und der berühmte Gambist Ludwig Christian Hesse. Damit bot sich diesem Bach die Chance, diese anspruchsvollen Kompositionen für einen versierten Solisten zu komponieren.
Dabei werden vom Musiker sowohl spieltechnische Qualitäten als auch musikalischer Ausdruck verlangt. Diese beiden Komponenten sind deshalb auch in diesen Sonaten zu finden. In der Sonate g-Moll tritt der galante Stil, insbesondere im Larghetto, am stärksten hervor. Am besten ausgeformt ist die letzte Sonate, die eher einem Trio gleicht, da dem Cembalo gleichberechtigte Aufgaben zugewiesen sind, die das Instrument über ein reines Continuoinstrument hinaus fordern.
Die reizvolle Cembalosonate, die das Programm ergänzt, zeichnet sich dadurch aus, dass sie auskomponiert ist. Darunter ist der Umstand zu verstehen, dass die wiederholten Passagen nicht durch das sie umschließende musikalische Zeichen angegeben werden, sondern inklusive variierender Verzierungen auskomponiert sind. Das erlaubt uns einen Blick in die spieltechnische Praxis der Zeit.
Die Gambistin Johanna Rose, die in verschiedenen Originalklangensembles gespielt hat, legt hier ihr erstes Album vor. Ihr farbenreiches und elegantes Spiel vermittelt den Charakter der Viola da Gamba mit singend sonorem und weichem Klang ausdrucksvoll. Ihr zur Seite steht mit Javier Nunez ein sowohl als Solist als auch Continuospieler arrivierter Kollege, der dem Cembalo in einem Maße Leben und Farbe abgewinnt, wie es nicht jedem gelingt. Insbesondere auch die Cembalosolosonate erlebt mit diesem ausgereiften Spiel eine lebendige und beeindruckende Interpretation. Zusammen zeigen die beiden Musiker die ganze Qualität dieser späten Gambenwerke.