Die Suche nach der verlorenen Zeit war das größte und zeitaufwendigste Werk des französischen Autors und Sozialkritikers Marcel Proust. Neben der Darstellung der gesellschaftlichen Veränderungen hat Proust in den zwanzig Jahren der Entstehung dieses Werkes den Wettlauf mit der eigenen ablaufenden Lebenszeit und der Erinnerung an die verlorene Vergangenheit darzustellen. Dazu eigneten sich spontane unwillkürliche Erlebnisse, die diese Erinnerungen auslösen. Ein wesentliches Element hierfür war eine kleine Phrase aus einer Violinsonate. Damit könnte möglicherweise ein Werk von Saint-Saëns gemeint sein, da auch auf das Septett Bezug genommen wird.
Vielleicht ist damit aber auch die Sonate von César Frank gemeint. Oder doch Reynaldo Hahns Beitrag, immerhin waren Proust und Hahn anfänglich ein Liebespaar und später lebenslange Freunde. In jedem Fall rankt die musikalische Gedankenwelt von Proust um französische Werke. So ist es denn kein Wunder, wenn die Tchalik-Brüder drei Violinsonaten aus diesem Kosmos vorlegen, nämlich Franck, Hahn und die erste Sonate von Saint-Saëns.
Herausgekommen ist eine sehr intensive Darstellung, die kaum einmal der Musik Gelegenheit gibt, sich zu entspannen und den Hörer so immer bindet. Diese Deutung bekommt natürlich der Franck-Sonate insbesondere sehr gut. Dieses dichte Werk kommt mit dem sich hineinsaugenden Ansatz bestens herüber. Doch auch die weniger bekannte Sonate von Camille Saint-Saëns verträgt durchaus diese Intensität.
Kaum bekannt dürfte die Sonate von Reynaldo Hahn sein. Dieser französische Komponist, der eine venezolanische Mutter und einen deutschen Vater hatte, kam als Student nach Paris, nachdem sein Vater aus Venezuela auswandern musste. Die Familie fand gut Anschluss an die Gesellschaft und eröffnete so den neun Kindern, in Frankreich heimisch zu werden. Verglichen mit den beiden anderen Komponisten passt der um etwa ein halbes Jahrhundert jüngere Hahn stilistisch aber noch in diese Welt und kündet weniger von der Zukunft.
Gabriel Tchalik an der Geige und Dania Tchalik, der Pianist, können sich auf ein sicheres gemeinsames Verständnis ihres Musizierens verlassen. Die jungen Musiker verbinden bei ihrer Interpretation jugendlichen Elan mit ausgereifter Darstellung und können so rundweg gelungene Hörergebnisse präsentieren. Ihre makellose Technik ist dabei nur das Mittel zum Zweck.
The siblings Gabriel and Dania Tchalik present three French violin sonatas by Franck, Hahn and Saint-Saëns. The idea behind the album is Marcel Proust’s In Search of Lost Time. Proust was Hahn’s lover and later his friend as well as a connoisseur of art and music, especially the French one. The performances are characterized by a consistently intense playing.