Weil tagsüber Museumsbetrieb ist, wird nachts aufgenommen: Bernhard Klapprott, seit 1994 Professor für Cembalo / Historische Tasteninstrumente an der Weimarer Musikhochschule, widmet sich Johann Sebastian Bach. Für das Label Aeolus spielt er ab Samstag, 8. September im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg Bachs Englische Suiten (BWV 806 bis 811) auf einem zeittypischen Instrument ein: einem historischen Cembalo von Christian Zell von 1728.
Christian Zell war ein bedeutender Cembalobauer der Bach-Zeit, von dem nur drei Instrumente in Hamburg, im Organeum in Weener sowie in Barcelona erhalten sind. In Hamburg steht das einzige zweimanualige Cembalo Zells, das Klapprott für seine Einspielung benötigt. Zur Seite stehen dem Professor während der nächtlichen Aufnahmen der Restaurator des Museums für Kunst und Gewerbe sowie der Tonmeister von ‘Aeolus’.
Produziert wird eine Doppel-CD mit den sechs Englischen Suiten. « Die neuere musikwissenschaftliche Forschung geht davon aus, dass die ersten vier Suiten in Weimar komponiert wurden“, erklärt Bernhard Klapprott. « Typisch für die Weimarer Zeit ist der in den meisten der eröffnenden Préludes anzutreffende italienische Concerto-Stil, den Bach hier in Weimar gelernt hatte.“ Zudem gebe es aus dem Jahr 1714 von der ersten Suite eine Abschrift Johann Gottfried Walthers, der zeitgleich mit Bach als Organist der Stadtkirche in Weimar wirkte.
Klapprott hatte dieses Jahr jeweils drei der sechs Suiten im Rahmen der ‘Thüringer Bachwochen’ und der ‘Bach Biennale Weimar’ öffentlich aufgeführt. Zuvor hat er im Label Aeolus an einer Aufnahme des gesamten Orgelwerks von Johann Sebastian Bach als einer von vier Organisten mitgewirkt. Demnächst erscheint zudem eine Aeolus-CD mit Bachs ‘Kunst der Fuge’, auf der Klapprott seinen früheren Amsterdamer Lehrer Bob van Asperen in vier Kontrapunkten auf einem zweiten Cembalo begleitet.
« Es ist keine Bachsche Originalhandschrift der Englischen Suiten überliefert“, beklagt Bernhard Klapprott. Das sei « eine Kröte, die man als Spieler schlucken muss.“ Dafür gebe es jedoch über 30 Abschriften dieser bedeutenden Werke. Aus diesem Grund hat sich der Cembalist mit der Quellenlage anhand des ‘Kritischen Berichts’ und originaler Quellen beschäftigt, die Aufschluss über den Notentext und die jeweils überlieferten Verzierungen geben. « Das war eine intensive und interessante Puzzle-Arbeit.“